Charakterologie

Schillers Gegenjat des „naiven“ und „lentimentalifhen" Charatters 43

das Weltbejte zu jorgen habe.“ „Der Held als Staatsmann muß ji unabhängig von der Mafje halten. Er veradhtet die Majje als Maife, wie er jein Dolf, es allen anderen in der Rangorönung vorziebend, Tiebt."?) Die Majje ift ihm Mittel zur Macht. Wer Macıticheu hat, bleibe der Politif fern. — Die Zurüdführung hingegen aller menj&lichen Bejtrebungen und Werte auf den „Willen zur Macht“ (Niesiche) Iehnt Scheler ebenjo ab wie die Zurüdführung auf öfonomijche Dinge (Marx). Hier muß vielmehr das Machtjtreben des Helden jich mit dem Werf des Genius vereinen.

II. Die fyftematifchen Typologien.

In den folgenden Abjhnitten werden nun die wictigjten Typologien mit Syitemcharatter referiert und auf ihre Ergiebigkeit für die charafterologijhen Grundprobleme geprüft. Wir beginnen mit 3wei Quypologiefragmenten, die an ic) für ein jpezielles Gebiet (für die Kunit) aufgeitellt wurden, die aber deutlich harakterologijche Bedeutung haben. Diejer Ausgang gibt die beite Gelegenheit, das Bejondere der Typologien zu Tennzeihnen.

Es ijt der Schillerjhe Gegenjat des Naiven und Sentimentalijhen und der Niegjchejche des Apollinijhen und Dionyjiichen.

1. Schillers Gegenfaß des „naiven“ und „Jentimentalifhen” Charafters.?)

Schiller teilt nad) der Stellung zur Natur ein. In Einheit mit ihr leben, fich jelbit als Glied der Natur fühlen, aus ihr heraus empfinden und handeln (und dichten), fennzeichnet die „naive“ Haltung. Die Natur hingegen diltanziert als etwas anderes, als wir find, empfinden — jid) in verlorenem Kontakt ausdrüdlic) nad) ihr jehnen, auf die Beziehung zu ihr reflektieren (und dabei unjer Erleben aljo nochmals erleben), fennzeichnet die „jenti= mentalijhe“ Haltung.

Naiv it das Kind, in feiner Dollfommenheit aud; das Weib. Und auf hödhiter Stufe ilt das Genie wieder naiv. (Shafejpeare und Goethe galten Schiller als die großen Haiven, er jelbjt Iebte jtarf im Gegenjaß von Natur und Menjch und fühlte fi darum felbjt als jentimentalijh.?)

1) Wejentliches diejer Analyje wurde von Scheler fon 1918/19 gejchrieben, das Übrige 1921.

2) St. v. Schiller, Über naive und jentimentaliihe Dichtung. In jeder volltändigen Schiller-Ausgabe.

3) Diejer Begriff des Sentimentalijchen darf natürlich nicht mit dem heutigen Begriff des „Sentimentalen“ gleichgejeßt werden.