Charakterologie

Karl Jafpers: „Piychologie der Weltanjchauungen“ 47

3. Karl Jafpers: „Pfychologie der Weltanfhauungen.”

Die eben bejprochenen Typologien gingen vom Künjtler und von der Kunjt aus. An diejen jpeziellen Gebieten jpiegelte jic) zwar „der menjd)lihe Charakter in jeiner Allgemeinheit”. Aber er wurde doc immerhin nur „geipiegelt”, wurde auf ein jehr jpezielles Gebiet „projiziert“. Weit allgemeiner als bejtimmte Kunjtformen jcheinen nun die Deltanjhauungen den Charakter wiederzugeben. Jeder Menjch hat feine Stellung zur Welt und zum Leben. — Der Heidelberger Philojoph Karl Jajpers hat eine groß angelegte „Pjychologie der Weltanjhauungen“ !) ausgearbeitet, in der er von der Gegenüberjtellung des Subjefts zum Objett ausgehend die „Einitellungen“ des Menjchen betrachtet. Er fommt zu folgender Einteilung: I. Solche Einjtellungen, die id) auf ein fremdes Gegenjtändliches richten: 1. Die afttive Einjtellung. 2. Die fontemplative Einjtellung. 3. Die myjtiihe Einitellung.

. Solche, in denen wir uns auf uns jelbit richten: 1. Aftive Selbitrefleftion. 2. Kontemplative Selbitrefleftion. 3. Unmittelbare Einitellung.

Und Jajpers jchildert nun in ausführlichen Einzelfapiteln dieje verihiedenen Einjtellungen zum Leben und zu uns jelbjt. Er bejchreibt etwa, was alles zur aftiven Einjtellung erforderlich ift: Wirklichkeitsjinn, Sady= lichfeit, Nüchternheit, Klarheit, Abjchäkung der Kräfte und ihrer Möglichfeiten. Der Aftive fennt feine „Grundprobleme“, mit denen er fich herum= ichlägt, fondern: „Jeder Tag hat feine eigenen Sorgen!” Sür ihn ijt alles gewiljermaßen provijoriih in der Welt. Das Gejchehen ijt ihm als Bewegung gegeben, in die er eingreifen fann, die er ändern Tann. Dazu wiederum gehört Mut und jelbitverjtänöliches Dertrauen auf jidy und das Schidjal. Entiheidend ift immer der Erfolg. Selbitöilziplin ift unab> läjjiges Erfordernis.

Die tontemplative Einjtellung dagegen wendet ji) nicht auf die Aufgaben des Tages und auf die zeitlihen Nöte. Sie richtet fidh auf das Überzeitlihe. — Die myjtijche Einjtellung endlich hebt überhaupt den Gegenlat von Subjeft und Objekt auf.

— 1) 3. Aufl. Berlin 1925.