Das Nordlicht. Bd. 1-2

Gegensätze vollzogen und verwirklicht. Zwischen dieser äußersten Tiefe und uns zukommender Höhe vollzieht sich das Leben der Völker mit ihren verschiednen Aufgaben. Ursprung und Ziel sind immer die gleichen: Entkernung! Freilich könnten wir es auch Erkernung nennen: nur die Wege sind grundverschieden, oft scheinbar furchtbar feindlich.

Es bleibt nur noch etwas über »Pan«, das Orphische Intermezzo, zu sagen. Im ersten Teil war das sonnensuchende auch ein liebersehnendes Ich. Der Weg zur Sonne brach ab, der Pfad der Liebe ging quer. Jedem Mann gehört sein Weib. Nur eines: alles andre ist Abenteuer. Vielleicht sind heute auch die meisten Ehen nichts andres! Welches Weib findet ihren Mann, welcher Mann sein Weib? Das ist der Wirrwarr, der Fluch auf der Welt: unsre nunmehr erbliche Hinneigung zur Ausschweifung! Immer schwerer, ja ganz selten findet sich ein Paar. Im Epos bleibt die Frage offen, ob im ersten Teil die große Sehnsucht auf kurze Zeit erfüllt wurde. Im zweiten wird sie rein geistig erreicht. Im Intermezzo aber begegneten Orpheus und Euridike einander. Einem Mythos entsprechend: irdische Tatsachen! Sogar im zweiten Teil werden die Gestalten Orpheus und Euridike noch einmal in ganz geistiger Auffassung geschaut.

Eigentlich heißt aber das Intermezzo »Pan«. Ursprünglich ein kosmischer Gott der Griechen, dessen Macht auf Erden mit dem Zeitalter des Sternbildes des Widders in Verbindung steht. Er ist ein Gott und Bock. Panische Angst erfaßt seine Herden, wenn er selbst plötzlich an die heraufdämmernde Herrschaft des nächsten Sternbildes, »der Fische«, gemahnt wird. Dann muß er zur Hölle fahren: Pan wird zum Teufel! Noch anders ist jedoch im Epos die kosmische Gottheit Pan erfaßt. Er wird zur Wesenheit, die das All an die Erde bindet. Die ewigen Wandlungen auf dem Nachthimmel werden in ihren Be-

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