Das Nordlicht. Bd. 1-2
Im Wasser, wo Sumpfblumen wunderbar prangen,
Und Blattpflanzen, was sie verlangen, erlangen,
Wo Rohrgruppen Schlangen und Schlammuscheln schützen
Und stumm sind, als ob sie Geburtsrätsel bergen,
Beginnen auch wirklich der Streitseele Keime.
Denn hier kann, was da ist, im Schöpfungssumpf bleiben
Und rastlos im fetten Morastschlamm und Schleime
Sich weiterverpflanzen und weiterbeleiben.
Das Schilf darf ganz schlaflos und traumlos beharren
Und braucht nicht mit Wurzeln nach Nahrung zu scharren,
Die Luft aber, die sich voll Hoffnung erweitert,
Und die sich durch Tummelwindwirbel erheitert,
Hat flatternde Blätter, auf Bäumen und Sträuchen,
Und seufzende Wesen, die Schreckbilder scheuchen,
Hat schließlich den atmenden Pulsschlag erschaffen,
Denn Seelen entstehen, wo Blutpausen klaffen!
Die Sehnsucht zur Sonne, durch die wir ersprossen,
Die alles in Formen, voll Schlankheit, gegossen,
Hat weiter die Seele gestählt und erzogen,
Bis endlich der Geist ihr in Freiheit entilogen!
Es hat sich der Leib, übersättigt, den Frieden
Und eigenen Willen (als Streiter!) beschieden.
So mußte das erste Bewußtsein erwachen
Und Pan diesen Einfall gar herzlich belachen!
Warum aber trag ich Verlangen zu rasten,
Und nimmer die Lust, stets nach Nahrung zu tasten?
Das ist, weil die Winde der Erde erkalten
Und nimmer den Sommer und Urwald erhalten,
Das ist, weil wir weiter die Sonne ersehnen
Und ihr unsre Lebenserzwingung entlehnen.
So sind wir dem Urwald entwachsen und haben
Mit blassen und zarten Erinnerungsbildern
Und anderen wachenden, wachsenden Gaben
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