Das Nordlicht. Bd. 1-2

Ich sehe die Stunde der Ruhe entschweben! Mir scheinen Gebirge sich grau zu bekränzen, Den Mond wie ein mildes Gedicht zu beleben, Bis Wölkchen in windstiller Andacht erglänzen.

Nie trübt seine Nachtfahrt ein Zittern und Rauschen: Nun wollen sein silberndes Gipfelerblicken

Die Hoheliedwolken der Sohle belauschen.

Blick: oben! Da scheinen die Sterne zu nicken.

Ihr Gletscher, wir werden am Abend erstarren,

Die Felsen diamanthart die Sterne verstehen:

Kalt stimmt dann die Sprache zu Stier, Sirius, Karren, Den Klarkristall wird wildes Sterben umwehen.

Doch sprudeln die Bäche zum Jubel ins Leben, Und selten vergrübeln sich Fluten in Seen,

Der Mond aber liebts wohl, das heimlichste Weben, Der Dinge Erdeutung im Geist zu erspähen,

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Schon stürmt dort das Wasser, wie zaumlose Pferde, Mit wirbelnden Mähnen, die Felsen hinunter,

Das Leben behagt dieser brünstigen Herde,

Sie wittert es schon, und das macht sie so munter.

Zu Adern Italiens geweitet, entschwellen

Die Gießbäche brausend dem Throngletscherreiche; Auch meine Gefühle sind Hochgebirgsquellen

Und stürzen sich südzu ins breite Geschleiche.

So fasse mich Leben! Verwalten und Spenden Ist ewig das Wirken von Menschen und Welten,

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