Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation
prägnanteste Formulierung aller jener im Grunde einsinnigen Relationen: prior — posterior; superior — inferior etc. Die generacio besagt bei Eckhart nicht mehr ein Seinsverhältnis, das in den verschiedenen Seinsbezirken jeweils wieder differenziert ist. wie etwa eine generacio in der Natur, in der Seele und in Gott. Sie ist grundsätzlich eindeutig gemacht zu einem logischen Erzeugungsverhältnis. Das allen Ausführungen zu Grunde liegende Paradigma der generacıo ıst dıe generacio in divinis mit ihren drei Gliedern: Vater, Sohn und ihrer Verknüpfung, dem Geist. Die scholastische generacio in creaturis ist grundsätzlich anderer Art: sie darf daher nicht mehr mit diesem Namen belegt werden, sondern sie ist zu bezeichnen mit dem Terminus der alteracio, weil sie ein Zeitverlauf ist. Die generacio dagegen ist schlechthin über Zeit. sie ist in Ewigkeit”). Diese prinzipielle Scheidung ist eine Folge aus der Umkehrung der wissenschaftlichen Problemstellung und entspricht der Trennung von Erkennen und Sein in der Pariser Quaestio, von Sein und Nichts in den späteren Schriften. Die Zuordnung zum Bereich der Ewigkeit trifft wegen der gleichgültigen Nebenordnung der anderen Relationspaare allgemein auf alle diese zu und ist einer der entscheidendsten Beweise für ihren logischen Charakter. Dieser ist kein logistischer von rein intellektualistishem Gepräge, er besagt vielmehr die Sinnstruktur, das Gesetz, aus dem jedes Geschehen deutbar wird. Daher sagt Eckhart: III 548,12: Omnis actio nature, moris et artis habet de sui integritate tria, puta: generans, genitum et amorem gignentis ad genitum et geniti ad gignentem, quoniam spirat una generacio et unica que est active a gignente, passive in genito. In jeder generacio wird nach dem Muster der göttlichen eine Dreiheit unterschieden: Erzeugendes — Erzeugtes und die Verknüpfung beider durch die Liebe: III 547, 10: Omnis generacio ... est quaedam trinitas, generans sc. genitum et delectacio, complacentia sive amor. Entscheidend ist, daß die Bestimmung des zweiten Gliedes durch das erste, die Seinsmitteilung eine totale ist, so daß die abschwächende Beifügung des „quaedam“ lediglich eine Reminiscenz traditionellen Denkens, der Sache nach aber belanglos geworden ist. Beide Glieder sind ihrer Natur nach völlig wesenseins, nur der Relation nach unterschieden. Das Ziel der generacio ist es, die Form des Erzeugenden dem Erzeugten total mitzuteilen: III 421, 10: terminus enim generacionis
#) III 350,6: generacio non est de hoc mundo, cum non sit in tempore; alteracio vero, cum sit in tempore, est de hoc mundo.
47