Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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einigung einiger bisher getrennten; die Umſchaffung © der chemaligen böhmiſch-öſterreichiſchen Hofkanzlei in das Direktorium, und mehr dergleichen, woraus nicht der geringſte Vortheil für den Gang der Geſchäfte erwuchs. Mit ſolchen und ähnlichen wichtig ſcheinenden Kleinlichkeiten beſchäftigte man den guten Kaiſer, und hielt ihn dadurch ab, ſi< mit den weſentlichen Regierungs8geſchäften zu befaſſen. Nie wurden im Miniſterium und bei Beſeßung der Präſidenten- und anderer hohen Stellen ſo viele Veränderungen getroffen, als unter der Regierung des Kaiſers Franz. Mancher Präſtdent war kaum einer Behörde vorgeſeßzt worden, und hatte eben erſt Zeit gehabt, ſich mit dem Gange der Geſchäfte ſeines Departements bekannt zu machen und einige Routine zu erlangen, als er auch ſchon wieder abgeſeßzt oder befördert wurde, je nachdem er den allgewaltigen Lenkern des Staatsruders mehr oder weniger mißfiel. Das Direktorium hatte in Zeit von höchſtens drei oder vier Jahren die Direktorialminiſter: die Grafen Leopold Kolowrat, NRottenhan und Lasczansky. Daß nicht Sorge für das allgemeine Wohl dieſen viel-