Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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erſchien er unzweifelhaft, als die Einwohner von Wien mit einem Male neues Zittern und Zagen beſiel. Die Kaiſerin ſelbſt hatte in der Kammer die Verſicherung gegeben, der Friede würde geſchloſſen werden; man dachte alſo an keine Flucht mehr, als ſie an einem Nachmittage eiligſt den Befehl gab, ſich für den andern Morgen ſogleich zur Reiſe anzuſchi>en. Wirklich wurden auch die Erzherzoge und auh die Erzherzoginnen mit einer faſt übertriebenen Eile, jene nah Prag, dieſe nah Peſth abgeſchi>t. In der kaiſerlichen Burg ſtanden die Wagen alle bepa>t, bis auf das Anſpannen zur Abreiſe bereit. Die Feſtungswerke wurden ausgebeſſert, Kanonen darauf gepflanzt , die Stadt mit Paliſaden umgeben; ja ſogar die von Kaiſer Joſeph auf dem Glacis angepflanzten Alleen ſollten niedergehauen werden und der Magiſtrat fonnte dieſe Zierde der Stadt nur retten, indem er ſh durch ein feierliches Verſprechen anheiſchig machte, im Falle der Noth alle Bäume in Zeit von zwei Stunden fällen zu laſſen. Im Prater und auf dem Wienerberge wurden Schanzen aufgeworfen; das Militär mußte ein befeſtigtes Lager beziehen und die Bürgerſchaft die Wachen in