Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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Wiſſenſchaften von ſeinem Vater auf ihn fortgepflanzt hatte. Freilich entſtanden Bedenklichkeiten, ob nicht Leopolds Herz durch ſeinen langen Aufenthalt in Italien verſchlimmert worden ſei, wenn man an ſein Betragen gegen den ſterbenden Bruder dachte.

Seit einigen Jahren hatten ſich zwiſchen dieſen beiden Söhnen Maria Thereſia’s, in deren Familie ſonſt die glüclichſte Eintracht herrſchte, Mißverſtändniſſe eingeſchlichen, welche, nah der Behauptung Einiger, bei Leopold zu bitterem Grolle anwuchſen. Joſeph, der ſtets ſein Augenmerk darauf richtete, daß die Staatsgelder niht unnüßzer Weiſe verſchwendet würden, hatte von Leopold verlangt, daß dieſer, im Fall Joſeph früher ſtürbe, die Erbfolge an ſeinen Sohn, den Erzherzog Franz, abtreten ſollte, um die Millionen, welche die Kaiſerwahl koſtete, zu erſparen. Dieſer Vorſchlag, dem von Seite Joſephs bloß die Sorge für das Beſte des Landes zum Grunde lag, beleidigte Leopold. Er verwarf ihn und weigerte ſi< auf die vielfältig wiederholten Vorſtellungen ſeines Bruders entſchieden, dem Recht der Erbfolge zu entſagen. Ob aus Ehrgeiz, um ſeinem Sohne niht an Würde