Die Geſchichte des Weltkrieges 1914/17., str. 358
IL _ Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/17.
Die Bainſizza-Hochfläche an der Jſonzofront.
als ſähen ſie dort hinten im Dunkel etwas Großes, Erhabenes aufſteigen, und von ihren Lippen fam es: „J< wünſchte mix ja nihts Sehnlicheres, als für mein Vaterland leiden und ſterben zu dürfen, wenn ih es nur damit retten könnte. Wie oft habe ih es mir in dieſen ſ<hre>li<hen Nächten gewünſcht, daß ih wie eine zweite Jeanne d'Arc mein Volk zum Siege führen dürfte. Wie gern wollte ih das mit meinem Leben bezahlen!“ -
Da verſtummte dex junge Fähnri<. Voller Ergriffenheit ſah ex zu ihr hin. Aber zuglei<h war eine ſtille Traurigkeit in ihm: wie ſhre>li<h dieſer Weltenbrand, dieſe leidenſhaftlihe Vexrirrung der Geiſter, die ſelbſt ein von Natur aus weiches Frauenherz in heißlodernder Glut entfahen konnte.
Bald zogen ſi dann die Brüder wieder zurü>, mit Rü>ſit auf die vorgerü>te Stunde, und ſuhten oben ihr Nachtlager auf. Doch Kurt Ullrich floh der Shlaf noch lange. Immer wieder ſah er das verÉlärte Antlitz des jungen Mädhens vor ſi, das ſo hinreißend ſ<ön geweſen war in ſeiner heiligen Begeiſterung und in dem doh ein wildes Feuer geglüht hatte, das ihn mit einem leiſen Schre>en erfüllt hatte. Ein Wort Aang ihm da immer wieder im Ohr, das der ältere Bruder vor dem Schlafengehen ihm noch geſagt hatte: „So ſind die Franzoſen nun einmal, ſelbſt în ihren angenehmſten Vertretern — ſie bleiben deutſhem Weſen
innerlih fremd. Da iſt eine tiefe Kluft zwiſchen ihnen und
Uns, die wird in Zeit und Ewigkeit nie zu überbrü>en ſein!“
Er wußte ſelber niht, warum ihn dieſe Worte des Bruders ſo ernſt und traurig ſtimmten. Doch ſhließlih forderte die Natux bei ihm ihr Recht; auch ex ſank în Schlaf.
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Es war ein paar Tage ſpäter, der Fähnrih war wieder zur Front abgegangen, da ſaßen Stabsarzt Ullrich und ſein Quartiergenoſſe, der Kriegsgerihtsrat Denhardt, des Abends rauchend beiſammen im Zimmec Aus ſeinem na<denklichen Schweigen heraus ſagte Denhardt plöglih: „Sagen Sie mal, Doktor, kommen Sie gelegentli< wohl au< in den kleinen Buchbinderladen in der Rue Gambetta — ein paar Häuſer über den Friſeur hinaus?“
„Ah ſo, da, wo die Leihbibliothek iſl?“
„Ganz re<t. Und iſt Jhnen dort nie etwas aufgefallen?“
„Aufgefallen?“ Der Arzt ſann nah. „Nicht daß ih wüßte. — Allenfalls nur, daß das Geſchäft trot des Krieges ‘no ſo gut geht. Man trifft dort ſtets Leute im Laden. Man fann fommen, wann man will.“ SS : /
„Sehen Sie, da kommen Sie ja ſhon auf den richtigen
eg. 5 „Wieſo? Jh verſteh! Sie niht,“ und der Arzt bli>te den
Phot, Bildſtelle des X. 11, X, Krieg8preſſequartiers,
Gefährten voller Erwartung an. Dieſer rü>te ynwillirlih mit ſeinem Stuhl etwas näher heran und dämpfte ſeine Stimme. : : : „Ganz im Vertrauen — ic glaube, ih bin da einer ſehr ernſten Sache auf die Spur gekommen. Meine eigenen Wahrnehmungen ſowie Beobahtungen, die ih habe anſtellen laſſen, bere<tigen zu dem Verdacht, daß die Leihbibliothek nur als Vorwand für Zuſammenkünſte hieſiger Hiviliſten benußt wird, die dort irgend eine verbotene, uns feindlihe Sache betreiben.“ : „Alle Wetter, das wäre!“ Der Rat ni>te vor ſi hin, doh plöglih ſagte er: „Übrigens, au< unſer verehrter Quartierwirt gehört zu den Beſuchern dieſer Leihbibliothekt.“ : e Was Sie ſaga S 1g, ja — ex iſt mehrfach dort feſtgeſtellt worden und ſieht alſo mit auf der Liſte der verdächtigen Leute, die ih - mix bereits in dieſer Sache angelegt habe.“ „Nicht möglich!“ : i = „Îa, niht wahr? Sie haben dem Mann immer die Stange gehalten, wenn wir über iln ſprahen. Jh aber hatte eine andere Meinung — der Fuchs ſieht ihm aus den Augen.“ : (Fortſetzung folgt.)
Die Militurtleinbahnen im Feindesland. Von Chefarzt Dr. Vulpius (Landwehxfeldlazarett Nr. 13). (Hierzu das Bild Seite 316/817.) E
Das Landſtraßenneß der feindlichen Länder erwies ſich für die Kriegszwede der Deutſchen vielfa<h als ungenügend. Beſonders im Oſten hatten die Truppen und Kolonnen mit ungeheuren Schwierigkeiten zu kämpfen infolge der \hlehten Beſchaffenheit und Spärlichkeit der Straßen. Dieſe gingen im Winter auf lange Zeit unter der Schneedede faſt ſpurlos verloren, während ſie ſi< bei naſſem Wettex in Schlammſtröme verwandelten. Hier wurde der Straßenbau zu einer der wichtigſten Kriegsaufgaben. —
Aber au< im Weſten gab es viele Gebiete, wo ſih die Straßen auf die Dauer als unzulänglich erwieſen, und nur die beſtgebauten hielten der gewaltigen Beanſpruhung längere Zeit ſtand. Zu ihrer Entlaſtung umd Ergänzung "entſchloß man ſich, allmählih mehr und mehx Kleinbahnen zu bauen, die natürli<h na< ganz anderen Geſihtspunkten verlegt wurden, als es der Friedensverkehxr ſelbſt bei größter Steigerung je erfordert hätte. Kam es doh weniger darauf an, die vorhandenen Oriſchaften untereinander zu verbinden, als ‘ein leiſtungsfähiges Transportmittel für alle
Bedürfniſſe der Schüßengrabenfront zu ſchaffen. So
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