Die Physiognomie des Menschen

Menschen, die beim Sprechen Körper und Hände bemegen:

Solche Leute können gut reden, sind aber schmutzige Betrüger, schreibt Aristoteles an Alexander. Ebenso Albertus. Ich möchte sie eher für schwatzhaft als beredt halten.

Menschen, die beim Sprechen die Hände still halten:

Aristoteles hält sie für sehr verständig, wohlgeordnet und einsichtig; desgleichen Albertus.

Behaarte Hände:

Wer Hände mit dichten, struppigen Haaren hat, ist nach Michael Scotus ein Schwelger, was ich aus reicher Erfahrung heraus bestätigen kann.

Links- und Rechtshändigkeit:

Wir wollen nicht vergessen, die Bedeutung der angeborenen Linkshändigkeit zu erwähnen, da man sehr häufig Leute trifft, die die linke Hand ebenso gut oder noch besser gebrauchen können als die rechte. Um ganz sicher zu gehen, betrachten wir zunächst die Gründe, die die Ärzte dafür angeben. Sie sagen, die Hitze des Herzens ziehe zur linken Seite, die der Leber zur rechten. Linkshändig werde ein Mensch, wenn die Kraft von Leber und Herz nach links fließe, und zwar sei das der Fall, wenn Herz und Leber auf der linken Seite liegen. Die Weiber können wegen der Schwäche ihrer Natur nach Hippokrates und Plinius niemais beide Hände gleichwertig gebrauchen wie die kräftigen Männer, sondern müssen zufrieden sein, wenn sie die rechte einigermaßen benutzen können. Die Amazonen sollen sich die rechte Brust wegbrennen, damit ihr schwacher rechter Arm mehr Nahrung bekomme und kräftiger werde. Linkshändigkeit halte ich nicht für richtig und gut, einmal deswegen, weil alles Naturwidrige auf einen Mangel der Natur hinweist, zumal wenn es sich um zwei so wichtige

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