Die Physiognomie des Menschen

Vorrede

Wir kommen zum letzten Teil unseres Werkes, wo wir alle verschiedenen guten und schlechten Zeichen eines Menschen, die wir in den vorhergehenden drei Büchern gesondert nad einzelnen Körperteilen beschrieben haben, als ein Ganzes darstellen wollen, um die Gestalten der Ungerechten, Geilen, Großmütigen, Geistreichen usw. kennenzulernen. Bevor wir die guten und schlechten Eigenschaften, um die es sich in der Physiognomik handelt, besprechen, müssen wir zeigen, auf welcher Seite der Seele sie liegen. Aristoteles zitiert nach Plato: Man kann die Seele als Ganzes betrachten oder einzelne Seiten gesondert. Gute Eigenschaften der Gesamtseele sind: Gerechtigkeit, Freigebigkeit und Großmut; Fehler: Ungerechtigkeit, Unfreigebigkeit und Boshaftigkeit. Die Seele hat drei Seiten: Verstand, Gemüt und Wille. Die Tugend des Verstandes heißt Klugheit, die des Gemütes Sanftmut und Stärke, die des Willens Mäßigkeit und Enthaltsamkeit. Dem entsprechen als Fehler Unklugheit, Jähzorn und Unwissenheit, Maßlosigkeit und Unenthaltsamkeit. Aristoteles unterscheidet einen vernünftigen Teil der Seele von einem unvernünftigen, welch ‚letzterer wieder zwei Seiten hat, einmal die Fähigkeit, Ernährung und Wachstum zu regeln, die wir hier, weil ohne Beziehung zur menschlichen Wesensart, nicht berücksichtigen; die zweite Seite des unvernünftigen Seelenteiles, die jedoch in gewissem Sinne Vernunft annehmen kann, zerfällt in

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