Die Physiognomie des Menschen

22. Der Dumme, Verblüffte.

Wer gar keine sinnliche Lust empfindet und an nichts Freude und Geschmack hat, scheint kein Mensch zu sein und wird wohl dumm, starr, verblüfft genannt. Er hat alle Zeichen, die wir dem Empfindungslosen zueigneten, und außerdem unbewegliche, blasse oder aufwärts gerichtete Augen.

23. Der Maßvolle.,

Mäßigkeit hält die Mitte zwischen Wollust und Furcht. Der Maßvolle schränkt seine Sinnenlust freiwillig ein und erfreut sich ihrer nur bei gebührlicher Gelegenheit und in geziemender Weise. Mäßigkeit geht mit Schamgefühl, Ehrerbietigkeit und Selbstbeherrschung einher. Die alten Physiognomiker haben keine entsprechende Gestalt beschrieben. Der Maßoolle:

Haare weder zu dünn noch zu dicht. Mittelmäßiger Atem. Stirn zwischen ruhig und bewölkt. Mund nicht zu groß und nicht zu flach. Hals nach rechts geneigt. Entfernungen vom Nabel zur Scham und vom Nabel zur unteren Brustgrenze und von hier zur Halswurzel gleichgroß. Augenwinkel kurz. Mittelgroße Pupillen. ‘Augen groß und glänzend oder feucht mit schmalem, schwarzem, oben feurigen Farbkreis, oder schwarz mit Tenzigen, weißlichen, blassen und blutroten Flek-

en.

24. Der Schamlose, Unverschämte.,

Aristoteles nennt den schamlos, der sich nicht schämt, schändliche Dinge zu tun, und alles sagt, wo und wem gegenüber es auch sei, was ihm gerade auf der Zunge liegt, und überhaupt nicht für seinen Ruf besorgt ist. Manche wollen Schamlosigkeit auf Blutreichtum, Schamhaftigkeit auf reichliches Vorhandensein von Schleim zurückführen. Die physiognomischen Zeichen der Scham-

301