Geschichte der neuesten Zeit 1789 bis 1871

Stofflet?s und Charette?s Hinrichtung. 51

fo vielen Erwartungen begonnene Unternehmen gänzlich ſcheitern laſſen. Traurig iſt es, daß dabei ſo viel edles Blut zwe>los vergoſſen wurde.

Charette und Stofflet, wel&c die Bedingungen des zwiſchen ihnen und den republikaniſchen Konumiſſarien abgeſchloſſenen Vertrages um= gangen, und ihre militairiſche Organiſation im Stillen beibehalten hat= ten, griffen, zuerſt Charette, von Neuem zu den Waffen. Charette be= gann damit, als er die Hinrichtungen der Ausgewanderten in Vannes und Auray vernommen, aus Wiedervergeltung, ſeine republifaniſchen Kriegsgefangenen erſchießen zu laſſen. Der von ihm unternommene Kampf bot aber diesmal nicht nur feine Ausſicht auf einen möglichen Er= folg dar, ſondern fonnte auc nicht von langer Dauer ſein, da Stofflet ſi anfangs ruhig verhielt, und, als er endlich los\{<lug, ſi< nict mit Charette vereinigen wollte. Beide gefielen ſich in einer gänzlichen Unabhängigkeit, waren ehrgeizig und unverträglih. Obgleich Charette nur uo einige tauſend Mann zuſammenbringen konnte, ſo ließ ihm Hoche, der in Canclaux's Stelle den Oberbefehl über die Weſtarmee erhalten hatte, no< einmal Frieden, freies Geleit nah England und ſogar den fortdauernden Genuß ſciner Einkünfte, wenn er die Waſfen niederlegen wolle, zuſichern. So hoch wurde Charette's unternehmender Geiſt, und ſein Einfluß auf die Vendeer angeſchlagen. Er wies aber alle Anträge ab, und beſchloß bis zum lebten Augenbli> auszuharren.

Stofflet, der, von Hoche aus einer Stellung in die andere gedrängt, umzingelt und von ſeinen Leuten verlaſſen war, wurde zuletzt in einen Meierhofe, wo er ſich mit einem jungen Deutſchen Namens Lichtenheim, der ſich ihm angeſchloſſen hatte, verbarg, entde>t, nah einem verzweifelten Widerſtande überwältigt, und nah Angers gebraht. Von einem Krieg8gericht zum Tode verurtheilt, fielen Stofflet und Lichtenheim (25. Februar 1796), nahdem ſie ſich umarmt hatten, wie auf dem Schlacht= felde, unter den Kugeln ihrer Feinde. Stofflet hatte, an Tapferkeit und kriegeriſhem Inſtinkt, keinem der royaliſtiſhen Generale nachgeſtanden, war aber nicht frei von Eiferſucht auf Audere, von Willkühr und Härte geweſen.

Endlich ſchlug au< Charette!s Stunde. Er wagte mit einer Hand voll Leuten einen letzten Kampf, in welchem er verwundet, gefangen, und in Nantes, ſeiner Vaterſtadt, erſchoſſen wurde (29. März 1796). Das Volk ſah mit Erſtaunen der Hinrichtung dieſes gefürchteten Mannes zu, der ganz allein eine Armee werth zu ſein ſchien, deſſen Kühnheit und BVerſchlagenheit Tauſenden von republifaniſhen Soldaten den Untergang bereitet hatte, und deſſen Name in jener Gegend, ſeit Jahren, in Jeders,

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