Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

dynamisch zu einem abgedeckten stempelnd, zum Ausdruck der Tatkraft, und die Offenheit tritt, neben ihrer starken Persönlichkeitswirkung als Spiegel der großen Seele, als kontakterweiterndes, wenn auch nicht verstärkendes Element hinzu: uns allen befiehlt dieser Blick.

Weiter interessieren uns die Fälle mit wesentlich verengter Lidspalte. Hier ist das Gefühl so ziemlich ausgeschaltet, das Wechselspiel von verschärfter Beobachtungsstellung und Willenskraft herrscht allein. In den einfachsten Fällen ist es wirklich nur die äußerste Kontaktstellung, um recht scharf, wahr und treu zu sehen; daher ist dies der scharfe Blick des gewissenhaften Beobachters, des realistischen Dichters, der die Welt unbarmherzig sieht, wie sie ist (Wedekind VII, 5), oder des Malers (Busch XIV, 7). Gesellt sich zur verengten Lidspalte noch eine besonders scharfe Lidspannung, so schießt allerdings Leidenschaft in den Blick; aber von ihren beiden Komponenten, dem Gefühl und dem Trieb, überwiegt entschieden der willensmäßige Bestandteil, der Trieb; und so ergibt sich eine Angriffsstellung, die den Gegner scharf im Auge hat, entweder als Dauerhaltung (der strenge Doge III, 6, die Satiriker Busch XIV, ?7 und Offenbach VI, 5) oder zur unmittelbaren Einleitung des Angriffes (der Boxer Schmeling XII, 8, der zornige Maler Klexel Fig. 19, der Rachsüchtige XVI, 6).

Endlich gibt es noch kompliziertere Fälle: es kann sein, daß das Auge tatsächlich scharf eingestellt wird, daß aber Gründe bestehen, dies den Gegner nicht merken zu lassen: der Fall der verheimlichten Beobachtung. Vielleicht würde der Gegner sonst gereizt: daher finden wir diesen Blick bei Ärzten (Hofarzt Franz’ I. XII, 2), besonders Irrenärzten (ogl. Tabelle 6, Fig. 4) oder Tierbändigern und Zirkusdirektoren. Oder der Gegner soll überlistet werden, daher wird das zugekniffene Auge auch zum Ausdruck der List, Schlauheit und Pfiffigkeit (Strotter XVI, 5). Die Fälle der ver-

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