Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

Oberlippe und des Nasenflügels, wie sein Name sagt, den Nasenflügel hinauf und bläht ihn, wobei meist auch die Oberlippe in ihrer Stellung verändert wird.

Zufolge dieser spärlichen Muskeln hat die Nase nur geringe mimische Beweglichkeit und ist daher nicht sehr ausdrucksstark. Entsprechend kümmerlich sind die Andeutungen, welche wir bei den Autoren über die Ausdruckseinstellungen der Nase finden.

Das soll nicht heißen, daß man sich nicht physiognomisch sehr intensiv mit der Nase befaßt hätte, im Gegenteil! Über Gebühr hat dieser auffallende Gesichtsvorsprung die Phantasie mehr oder weniger Unberufener angeregt; aber nicht die Ausdrucksbewegung, sondern die physische Form der Nase war es, die die Erforschung und Beurteilung vom Standpunkt der Konstitutions- und der Rassenlehre herausforderte. Einiges darüber wurde im historischen Teil gesagt. Die kleine Nase ist infantil, die große erwachsen, was mit der Wirkung von Hormonen zusammenhängt, besonders mit dem durch den Hirnanhang bewirkten Spitzenwuchs; doch beweisen Beispiele wie Richard Strauß (IX, 7), der eine kleine Nase besitzt und dessen Züge dennoch männlichste Energie ausdrücken, daß hier die Trennung von körperlichen und seelischen Merkmalen sehr weit gediehen sein kann,

2. Bemerkenswert ist bei der Nase die doppelte Funktion, des Riechens und des Atmens, während wir beim Auge nur die freilich in viele feine Teilfunktionen zerfallende einheitliche Funktion des Schauens beobachteten. Dies bringt einige Abwechslung in die mimischen Einstellungen der Nase. Wir unterscheiden demgemäß Riecheinstellungen und Atmungseinstellungen. Da aber die Atemluft auch die Trägerin der Gerüche ist, so spielen in beiden Fällen die Tätigkeiten der Einatmung (Inspiration) und Ausatmung (Exspiration) eine grundlegende

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