Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

halten, daß wir es hier mit, wenngleich wahrscheinlich vom Ausdruck her erstarrten, doch halb konstitutionellen Formmerkmalen zu tun haben, deren dauernder Zusammenhang mit seelischen Entsprechungen durchaus nicht mehr zweifelsfrei sichersteht, Mit der gebührenden Vorsicht aber können wir die drei Mundwinkelfalten doch als wertvolle Indizien betrachten, und zwar insbesondere für die Typen der Willensmenschen und der Stimmungsmenschen.

DieFletschstellung

Diese besteht in der Seitwärtsrichtung der Mundwinkel mit der Spannung der Angriffszange. Es ist hier also, über jede Gefühlsindifferenz hinaus, der Willens-, der Trieb-, der Leidenschaftsbezug eindeutig gegeben. Im Angriff, beim Fletschen der Zähne, in welches diese Stellung als Beißstellung tatsächlich übergeht (Chaplin XIV, 1), werden die Mundwinkel seitwärts gerichtet, doch ist diese Stellung vielen Charakteren auch physioguomisch in der Ruhestellung am besten angemessen (Friedrich der Große III, 3, Lessing VIII, 2; Descartes VI, 1; Spinoza Fig. 25), und es sei gleich bemerkt, daß solche Mundwinkel sehr oft von einer physiognomischen Falte begleitet werden, die senkrecht oder schräg, ungefähr in ihrem Halbierungspunkt am Mundwinkel unmittelbar ansetzt, also etwas über ihn hinaufragt (Fig. 29). Diese Furche vertieft sich wieder bei der Seitwärtsziehung der Mundwinkel, also bei der Fletschbewegung und gibt dann dem Mund ein recht streitbares Aussehen. Wir können sie also vielleicht als durch die Aufwölbung der Wange vor den gefletschten Mundwinkeln entstanden denken, doch ist dies eine Hypothese, welche ebenso wie die von der Entstehung der Nasenlippenfalte der Bestätigung durch weitere Untersuchungen bedarf.

Auch diese senkrechte T-Furche unterliegt in ihrer Ausbildung mancherlei Modifikationen. Bald erscheint sie nur wie

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