Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

ren Irrtümern kommen soll (Selbstporträts VII, 2, 3; Hans Sachs XIII, 6, 7). Der Stimmungsmensch weist oft auch bei breit seitlichen Mundwinkeln eine kleine, aber deutliche Abwärtskrümmung an deren Ende auf. Robert Blum (III, 5) hat einen sehr gestreckten Mund mit dünnen Lippen; das deutet auf ein starkes Überwiegen des Willens bis zur Leidenschaft; die nach innen schauenden Augen geben die geistige Motivation dazu; aber am Ende sind die Mundwinkel abwärtsgekrümmt; da haben wir doch den Gefühls- und Stimmungsmenschen, dem ein Gefühlsschleier den Kontakt mit der Wirklichkeit lockert, der die Richtung seines Blicks gleichwohl zugekehrt ist.

Öfters ist die Abwärtskrümmung der Mundwinkel nur so zart angedeutet (Lina IV, 7), daß wieder nichts zu sehen ist als eine kleine Vertiefung wie mit der Bleistiftspitze hervorgerufen, wie wir ihr schon als Andeutung auch der kleinen senkrechten Mundfurche begegnet sind; wir sind da nicht selten, auch wenn wir den Menschen selbst vor uns haben, im Zweifel, um welche Art von Mundfurche es sich handelt. Vielleicht haben wir da den gemeinsamen Ursprung beider gefunden, also jene gute menschliche Mittellage, die sowohl lebhafter Gefühle als auch einer kräftigen Aktivität fähig ist, ohne sich jedoch in extremen Schwankungen beider zu verlieren. Es scheint, als ob jenes Pünktchen zunächst nur der allgemeinste Ausdruck einer Seitenspannung der Mundwinkel wäre, aus dem dann, je nachdem, eine der drei Mundfurchen, der untere Teil der Nasenlippenfalte, die senkrechte oder die verlängerte Mundfurche hervorgehen könnte.

Auf einseitige Verstimmbarkeit und Melancholie kann man jedoch schließen, wenn die abwärts gekrümmte Mundspalte mit anderen negativen Merkzeichen verbunden ist, z. B. unstetem Blick (Irrsinniger Schneider vom Steinhof XII, 9).

Der Verhängtheit entsprechend, die ja auch Verschlossen-

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