Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

Möglichkeiten, die ihm die Außenwelt bietet; das ist der Blick des Dirigenten und Regisseurs.

Das Gegenstück zu dem lebhaften Mundwinkel, den unruhigen, finden wir oft mit dem unruhigen Blick verbunden. In „Dreigroschenoper” (XI, 4) zuckt der Mundwinkel ebenso schmerzlich wie das Auge und bei Byron ist er ebenso ruhelos ungewiß (Fig. 14).

Ruhige Mundwinkel zeugen dagegen bei unserm Modell (Michaela IV, 1, 2) von der Festigkeit, mit der sich diese Person in der Gewalt hat, und bei der Alten von Pettenkofen (XI, 5) von der abgeklärten Ruhe, zu der sie gefunden hat.

Ziemlich starr sind, wieder wie der Blick, die Mundwinkel bei dem alten Taglöhner (XVI, 4), dessen Wille in seinem Leben nicht allzu viel Gelegenheit hatte, sich zu betätigen.

Zusammenfassung über die Mundwinkelspannungen

1. Die Aufßenspannungen der Mundwinkel drücken in ihren geringeren Graden Gefühle, in ihren triebmäßig verstärkten Affekte aus.

2. Bei den einfachen Außenspannungen der Mundminkel deutet Aufmärtsrichtung auf Lust, Abmärtsrichtung auf Unlust, seitliche Richtung auf Gefühlsindifferenz oder Zurendung zu geistigen oder Willensinhalten.,

3. Die triebmäfig durch die Angriffszange verstärkten Aufßenspannungen der Mundroinkel haben Angriffsbedeufung. Und zıvar ist die Kontaktstellung des Angriffs die seitliche Fletschstellung; der Angriffskontakt ist gelockert nach oben zur offenen Zumendung in der Lachstellung, nach unten zur Verhängtheit in der Murrstellung. Allen diesen Stellungen entsprechen auch Beißstellungen bei entblößten Zahnreihen.

4. Jede der drei Mundtoinkeleinstellungen ist von einer charakteristischen physiognomischen Falte begleitet: die Lachstellung von der vertieften Nasenlippenfalte, besonders

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