Gesicht und Charakter : Handbuch der praktischen Charakterdeutung : mit zahlreichen Kunstdrucktafeln, Zeichnungen und Bildtabellen

zu gewissen Typen von Geistesstörungen Verwandtschaft zeigten. Es sind dies erstens der pyknische Typ (Herr Knopp Fig. ?, 8, 32, 33); ihm gehören rundliche, zu Fettansatz, Stupsnase und Spiegelglatze neigende Menschen an, welche als Patienten der Klinik vorzugsweise an manisch-depressiven Störungen litten. Diese Krankheit äußert sich in einem periodischen Wechsel von Stimmungen eines übersteigerten Hochgefühls und einer tiefen Melancholie. Der zweite ist der leptosome Typ (Studienkopf von Pettenkofen XII, 5; Friedrich d. Gr. Fig. 6, III, 3): zartgliedrige Menschen mit eckigen Formen, mit sogenanntem Winkelprofil (die Nase springt hervor, Stirn und Kinn weichen zurück), welche, wenn sie irrsinnig werden, in Schizophrenie verfallen. Sie zeigen nicht so sehr Schwankungen der Gemütsstimmung als vielmehr der Erregbarkeit; sie wechseln zwischen Überempfindlichkeit und Stumpfheit, zwischen Explosionen und völliger Apathie. Schließlich gibt es noch den athletischen Typ (Schmeling XII, 8) mit muskulösem Körperbau, kräftigem Nacken und Kinn, großen Händen und Füßen. Als Geisteskranker neigt dieser Typ zu gewissen Formen der Schizophrenie, die erst in neuester Zeit von denen der leptosomen Gruppe abgegrenzt wurden. Uns interessiert besonders, daß diese uns allen wohlbekannten Körperbautypen auch im gesunden Zustand ganz bestimmten Charaktertypen zugeordnet sind. In ihrer krankhaft verzerrten Ausbildung als Irrsinnstypen lieferten sie dem exakten Forscher das für seine Beobachtungen und Messungen brauchbarste Material und zeigten am deutlichsten die Merkmale, die dann auch an den gesunden Formen konstatiert werden konnten. Die Dicken, Rundlichen können als Stimmungsmenschen bezeichnet werden, auch wenn sie gesund sind; der warme Gefühlseinschlag, der vielfach sozialen Charakter hat, macht sie zu den ange-

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