Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., str. 247
Die Geſchichte Des W eléfrieges 1914/15.
(Fortſeßung.)
Während der Dru> des deutſhen Angriffs auf die Narewlinie die Ruſſen zu Verſtärftungen Dieſes Teils ihrer nördlihen Front zwang, ward für ſie das ſtändige Vordrängen der Armee Ma>enſen (vgl. Seite 186) zwiſchen Bug und Weichſel auf den polniſchen Feſtungsring zu einer ſo unüberſehbaren Bedrohung, daß ſie au< gegen dieſe Angriffsfront, an der ſie es mit Deutſhen und den Öſterreichern und Ungarn unter Erzherzog Joſeph Ferdinand zu tun hatten, immer neue Truppenmaſſen der erleſenſten Heeresteile einſeßten. Mad>enſens Heere zielten in erſter Linie auf die Unterbrehung der wichtigen Eiſenbahnlinie Lublin—Cholm. Damit gefährdeten ſie einen -Lebensnerv des polniſhen Feſtungsviere>s und unter allen Umſtänden au< noh den Rüczug des \<hwer exrſhütterten ruſſiſchen Heeres. Zur Abwehr dieſer Gefahren boten die Ruſſen alles auf, was an Menſhenmaterial und Kriegsgerät nur irgend noh verfügbar war. Die Heere Maten=Jens, die ſih am 20. Juli bei Skrzyniec—Niedrzwica—Mala füdweſtlih von Lublin, ſüdöſtlih von Piaski und nordöſtz Ti von Krasnoſtaw einem ſehr ernſthaften Widerſtand der Ruſſen gegenüberſahen, brahen an den genannten Punkten denno< mit Exfolg in die feindlihe Stellung ein.
Die zwiſchen Weichſel und Byſtrſhiza auf harte Gegenwehr ſtoßenden Truppen des Erzherzogs entriſſen ſibiriſ<hen Regimentern ihre zäh verteidigten Stellungen und nahmen ihnen 30 Offiziere, 6000 Mann und 9 Maſchinengewehre. Dieſe Beute ſtieg am nächſten Tage auf 8000 Gefangene, 15 Maſchinengewehre und 4 Munitionswagen. Auch auf dem linken Weichſelufer kämpften die aus deutſhen und öſterreihiſ<hzungariſhen Truppen zuſammengeſeßten, im Verein mit Mat>enſen vorgehenden Streitkräfte des Erzherzogs erfolgreih; in ſteter Fühlung mit den jede Gelegenheit zu erneutem Sicheinniſten benußgenden Ruſſen rüdten ſie in verhältnismäßig [<harfem Zeitmaß beiderſeits der Weichſel unbeirrt näher und näher an Jwangorod
heran. Vom 14. bis 24. Juli brahten dieſe Armeen die
ſtattliGe Zahl von 50 000 Gefangenen zuſammen.
: : Die Feſtung Kowno und Umgebung o Amerikan. Copyright 1915 by Union Deutſche ‘Verlagsgeſellſhaft in Stuttgart.
III. Band.
Als eine neue wihtige Aufgabe bot ſi< nunmehr die Erzwingung des Wieprzdurhbruhs dar. Auch an dieſem Fluſſe war das moorartige Gelände mit Teinen vielen Sumpf=- und Seenplatten, waren die zahlreihen Hügelz fetten und die De>ung bietenden Urwälder für die 1uſ= ſiſche Verteidigung ungemein günſtig. Die bei dèn Ruſſen boh in Blüte ſtehende Feldbefeſtigungskunſt trug das ihre dazu bei, um das Angriffsgelände no< ungünſtiger zu machen. Dazu fam weiter — ein wahres Muſterbeiſpiel für die Verhältniſſe, unter denen unſere Truppen im Oſten fämpften — die Schwierigkeit des Nahſhubs von Munition, Lebensmitteln, Futter, Geräten und Material. Dem Angreifer ſtand dazu nämlich bis zur Fertigſtellung etwaiger Feldbahnen für einen ungefähr 100 Kilometer breiten Streifen Südpolens nur die Straße von Tomaszow nah Krasnoſtaw zur Verfügung. Ferner mußte der Angriff die einzige brauhbare Straße Krasnoſtaw—FajslawiceTrawniki mit Beſchlag belegen, da alle übrigen wohl auf jeder Karte eingezeihnet ſind, in Wirklihkeit jedo<h für Kolonnen ungangbares, unergründlihes Gelände waren, beſonders na<h den Regengüſſen. :
Das Ziel des Durhbruhs wurde oben ſhon geſtreift. Die ungefähre Richtung des Angriſſs war Breſt-Litowsk. Damit wäre man in den Rüden der großen Truppen= maſſen gekommen, die die Ruſſen hinter den Weichſelz feſtungen Nowo-Georgiewsk—Warſhau—Jwangorod ver= ſammelt hatten. Wollten ſie alſo Jwangorod halten oder wenigſtens bei ihrem etwaigen Rü>zug die Hauptmaſſe ihrer Truppen einigermaßen ruhig, unerſhüttert und ge|hloſſen zurü>nehmen, ſo mußten ſie ſi mit allen verfügbaren Kräften gegen den Wieprzdurhbru<h werfen. Nicht unbedeutend war au< der Beſitz der Bahn Lublin—Cholm, die bei dem Dorfe Trawniki auf einer 5 Meter hohen Holzbrü>e über den Fluß führt.
Mitte Juli begann das Vorgehen in dem ganzen Abſ<nitt. Man hatte in überraſhendem Anlauf von Süd= weſten fommend Krasnoſtaw genommen, dadur< die bes
s der Bogelſchau,
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