Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., str. 356
998 Slluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.
ſo mehrten ſi<h na< und nah die Meldungen über Fliegerbombardements gegen Städte, militäriſ<he Bauten, Truppen und Stellungen. Dann ging eine neue Mitteilung dur< | die Preſſe von Kampfflugzeugen. Dazu haben ſi<h ſehr bald die Geſhwaderflüge geſellt. Eine ſranzöſiſhe Zeitung hat ſi in verblüffender Offenherzigkeit ſowohl anläßlich des Geſhwaderfluges vom 9. Auguſt 1915 na< Saarbrüten, als au< bei Gelegenheit eines Aufrufes, mehr Bombardementsflugzeuge zu bauen, darüber geäußert. So wurde auch der Öffentlihkeit gegenüber der SWleier gelüftet, der vorher über die neue Flugzeugtaktik gebreitet war. Man-hat demnach zu unterſcheiden zwiſchen den ſ<nellen Jagd- oder Kampfflugzeugen und den kräftigeren Bombarde- | mentsflugzeugen. Jſt nun ein Angriff geplant, ſo werden die Rollen genau verteilt. Man muß ſi<h darüber klar ſein, Daß der Feind das Vorhaben deſto eher merki, je mehr Flugzeuge ſi<h verſammeln. Warum denno< die Zahl
einzuſeßen, ſo bleibt doh der eine oder andere Flugapparat O Zzurüd> als eine kleine Reſerve für fritiſ<he Augenide. Will nun dex Angreifer ſeine Hauptaufgabe erfüllen, beiſpielsweiſe eine Stadt des feindlichen Dperationsgebietes mit Bomben belegen, ſo muß ex als Vorſpiel die geſchilderte doppelte Luftſperre dur<hbrecen (ſiehe Bild auf dieſer Seite). Sehx häufig geſchieht das auf folgende Weiſe: Eine Gruppe feindliher Jagdflugzeuge fliegt gegen die Sperrflugzeuge.
Da dieſe dur< ihren Patrouillendienſt über eine kilometer-
weite Stre>e verteilt ſind und einzeln der Übermacht unter= liegen würden, dürfen ſie ſih niht na< einander zum Kampf ſtellen, ſondern ſie eilen einander unter Verlaſſen ihres Poſtenbereiches zu Hilfe (ſiehe Bild Seite 299 oben). Diete Augenbli>e des Luftkampfes und des gegenſeitigen Ge=bundenſeins der Hauptſtreitfräfte benüßen die ſ<wer beladenen Bombardementsflugzeuge zum Durhbru<h (ſiehe
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- Flugzeug- und Ballonabwehrkanonen ſperre,
der beteiligten Flugzeuge immer mehr zu erhöhen verſuht wird, ſoll ſpäter no< eingehender erörtert werden. Jeder Verteidiger — beſonders in den jeßigen Stellungskämpfen beſit eine B.-A.-K.-Sperre, wie ſie der Fahmann kurzweg nennt. Ex verſteht darunter die Ballonabwehrkanonenzüge, die hinter der Front gerade ſo weit auseinander ſtehen, daß ſie den Zwiſchenraum bis zum Nachbarzug noh gut be=ſtreihen können. So entſteht eine für Flugzeuge ſehr unangenehme Feuerzone, dur<h die ſie dur<brehen müſſen, bevor ſie ihren Angriff beginnen können. Sehr oft hat der Angreifer bei einem aufmerkſamen Verteidiger dazu no< mit einer Flugzeugſperre zu re<hnen, die Zwar für leßteren den Vorteil guter Aufklärung, aber den Nachteil dex Kräftezerſplitterung mit ſih bringt. Unter „Flugzeugſperre“ verſteht man das Einteilen der zu ſhühßenden Front in feine Abſchnitte. Jn jedem dieſer Abſchnitte hält ein Flugzeug Wache, indem es ſein Gebiet in großen Schleifen abpatrouilliert. Hat man zurzeit auch beiderſeits niht genügend Apparate, um nah den Regeln der Taktik eine Art „Hauptreſerve“ zur Verfügung des Führers vorerſt auszuſcheiden und ſie erſt ſpäter, wenn der feindlihe Angriff erkannt iſt,
Bild Seite 299 unten). Als Begleitung befinden ſih bei ihnen einige Jagdflugzeuge, die die Ballonabwehrfanonenzüge beſchäftigen ſollen, indem ſie dieſe — ſoweit ſie niht ſhon dur< den Luftkampf abgelenkt wurden von den langſameren Bombardementsflugzeugen abzuziehen und auf ſih ſelbſt aufmerkſam zu machen ſuchen. Auch treten ſie den etwa zurü>gehaltenen Teilen der feindlichen Flugzeugreſerve entgegen, um ihre koſtbaren Laſtträger in Sicherheit zu bringen. - Dieſe Tätigkeit der Jagdflugzeuge iſt etwa die nämlihe, die den Begleitſchiffen eines Kreuzers zufällt. : -
Durch dieſe Zweiteilung der Aufgaben iſt es möglich, auch die kleinſte E>e eines Bombardementsflugzeuges für die Tragfähigkeit von Sprengſtoffen auszunüßen. Doh iſt es damit noh niht genug! Die Zahl der für ein beſtimmtes Biel angeſeßten Bombardementsflugzeuge hakt ſih im Verlauf des Krieges ſehr erhöht. So waren 18 Apparate beim Luftangriff auf Ludwigshaſen beteiligt. 23 Flieger erz ſchienen über Kaxrlsruhe, 29 Flugzeuge belegten das Hauptquartier des deutſchen Kronprinzen mit Bomben. 32 flogen gen Saarbrü>ten, Über den Zwed> dieſer neuen Maßnahmen