Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., str. 358
300 ließ ſih die erwähnte franzöſiſhe Zeitung vernehmen: Wir brauchen viel, viel mehr Flugzeuge! - Die Bombardementsflugzeuge müſſen in großen Geſhwadern und niht in kleinen Gruppen operieren! Wir haben die Kategorie der Jagdflugzeuge verzehnfaht; man tue mit den Bombardements=flugzeugen desgleichen, ſonſt iſt es nur eine halbe Maßnahme! Nicht nur wenige, vereinzelte Bomben ſollen vom Himmel fallen, tonnenweiſe muß der Exploſivſtoff zur Erde ſtrömen und alles vernihten. Täglih, wöchentli<h müſſen ſie wiedertehren, bis rein gar ni<hts mehr zu ſehen iſt von einer einſtmaligen Stadt als ein Trümmerhaufen. Man \ſchi>e 100 Bombardementsflugzeuge mit je 150 bis
200 Kilo Melinit! * Das ergäbe 15000 bis 20 000 Kilo!
__ Rechnet man auh der franzöſiſhen Liebhaberei für __ Übertreibung einiges zugute bei obiger Darſtellung, ſo
“Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/18
der Lauer lagen. Es war nur eine kleine Abteilung, die hier. einem vielfah ſtärkeren Gegner gegenübexrlag, aber
doh reihten die wenigen Scharfſhüßen und ihre beiden Maſchinengewehre aus, die Welſhen im Zaume zu halten.
Wie ſo oft in dem Gebirgsfrieg in den Alpen zeigte es ſih au hiex, daß eine feine Abteilung bei geſhi>ter Vertei= lung der einzelnen Leute faſt ſpielend jeden Angriff abzu=\<lagen vermag, ohne daß der Feind in der Lage wäre, dem Verteidiger hinter ſeiner Felſenburg etwas anzuhaben. In den leßten Tagen des Auguſt machte ſih in den ita lieniſ<hen Stellungen am Stilfſex Joch eine größere Be-
wegung bemerkbar, was darauf ſ<ließen ließ, daß man ‘einen neuen Vorſtoß in die tiefer gelegenen Paßtäler
plante. Eine heſtige Beſchießung des Ortler mit Geſchoſſen S
aller Kaliber riß wohl hin und wieder ein paar Steine los,
Öſterreichiſch-ungariſche Maſchinengewehrabteilung im Kampf gegen Italiener am Stilfſer Joch. : Nach einer Originalzeihnuung von H. Treiber. : - |
zeigt ſie dot, in welder Richtung der auf dem Gebiete des Luftkrieges betretene Weg fuhren wird.
Vertreibung der Jtaliener vom - Stilfſer Joch. = (Hierzu das Bild auf dieſer Seite) * / Schon in den leßten Tagen des Juni hatten Abteilungen italieniſher Alpini und Berſaglieri ſih auf den Höhen, die die aus Italien nah Tirol wie nah der Shweiz führenden Paßſtraßen des Stilfſer Jo<hs beherrſchen, ſeſtgeſeßt,
ohne daß ſie von hier aus einen Einmarſ<h in Tirol verſuchten und ohne daß es zu größeren Kämpfen mit den öſter-
reihiſ<h-ungariſhen Truppen fam, da dieſe ſi<h ruhig in
ihren Unterſtänden verhielten und ſih darauf beſhränkten,
die Bewegungen des Feindes zu beobahten. Von dem italieniſhen Grenzort Bormio aus war der Feind gegen die Paßſtraße vorgedrungen. Auf dem Sterluzzoberg hielt er ſih verſchanzt, zur Linken die von eidgenöſſiſ<hem Militär bewahte Shweizergrenze, vor ſih die himmelanſtrebende Ortlergruppe, hinter deren Felſen Tiroler Shüßen auf
| fonnte aber den É. u. É. Poſten feinen Schaden zufügen.
Erſt als die Alpini ſi auf den vielfa<h gewundenen Gebirgſtraßen ſehen ließen, \<henkte man ihnen einige Aufmerkſam=feit und ſtellte die hinter Felſenmauern in De>ung gebrachten Maſchinengewehre haarſharf auf ihren Weg ein. Nun wartet man wieder einige Minuten, verfolgt mit dem Glas geſpannt alle Bewegungen der Welſchen und läßt ſie “aus\<hwärmen, bis ihre ganze Abteilung aus den Untexſtän= den hervorgebrochen iſt und ſi< im Vormarſch befindet. Das eine Maſchinengewehr nimmt die Vorhut aufs Korn, das zweite wartet, bis der Feind aus den rüd>wärtigen Verſte>en auftau<ht und glei<falls die Straße zu erreichen verſu<t. Dann ein leiſes Kommando, und es trommelî zwanzig-, dreißigmal \<arf hintereinander, das Cho verdoppelt und verdreifacht die Schüſſe, Und die feindliche Abteilung iſt wie weggemäht. Wer no<h am Leben iſt, wirft ſih ſofort platt auf den Boden oder ſu<ht Deckung hinter Felſen. Ihn müſſen nun die Shüßen mit ihrem Gewehr „hexausholen“ und unſhädli<h machen. C E
Die Kämpfe endeten damit, daß die Jtaliener übercIl geworfen wurden und die alte Land- UnD Sprachenſchei1e wieder feſt in öſterreichiſch - ungariſ<hen Beſiß gelangte.
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