Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., str. 360

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Jlluſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.

nächſten Tage darüber hinaus und kämpfte öftlih des Ortes und an der Jaſſiolda. Nördlih von ihm ſtieß Prinz Leo= pold von Bayern ſchärfer aus dem Sumpfgebiet heraus, “ gegen die Abſhnitte der Zelwianka und Rozana. Am 8. September zogen ſi<h die Ruſſen auf dem Abſchnitt der Heeresgruppe Hindenburg, einer Umfaſſung ausweicend, ſ<leunigſt auf das andere Zelwiankaufer zurü> und ließen 3950 Gefangene und 10 Maſchinengewehre in den Händen der Sieger. Auch auf dem Frontteil der Heeresgruppe Leopold von Bayern wurde die Zelwianka erreiht und die Rozana bei Roza nah Kampf überſchritten. v. Matenſen gewann bei Chomsfk das Nordufer der Jaſſiolda und zwang dur ſein Vorrü>en na<h Norden den Gegner zur Räumung ſeiner Stellung bei Berecza—Kartuska, da ſih dieſe der Flankierung ausgeſeßt ſah.

Die Kämpfe an der Zelwianka brachten wieder 1400 Gefangene und 7 Maſchinengewehre ein. v. Ma>enſens Verfolgungsfolonnen näherten ſih dem Bahnhof Koſſow und erreichten an der Bahn na<h Pinsf, auf der Straße Ko=brin—Milowidy, die Linie Tulatyczze—Owziczie. Am nähſten Tage leiſteten die Ruſſen an der Zelwianka immer no<

tende Vermehrung erfuhren. Die unzähligen Waſſeradern

die in dem ſeen- und niederſhlagreihen Gebiet (ſiehe Bild Seite 308 unten) an dem Lauf des Fluſſes zuſammengedrängt ſind, ſtellten die deutſhen Truppen vor Aufgaben un=gemein ſ<werer Art, die ihnen zumal bei der Geſchi>lih= keit der Verteidiger manchen Aufenthalt bereiteten. Der Hauptangriff der Armee Below galt der wichtigen Feſtung Dünaburg (ſiehe die Bilder Seite 302 und 303). Sie iſt ein Lagerplaß erſter Ordnung und exfreut fih außer dem natürlihen Sus, den ihr die 200 Meter breite Düna und viele Sumpfniederungen bieten, au< der Sicherung dur< ſtarke dauernde Befeſtigungen. Die eigentlihe Feſtung mit dem Kern und vorgeſhobenen Werken liegi am re<hten Flußuſex, ſüdwärts iſt ein ſtarker Brückenkopf mit mehreren

ſelbſtändigen Werken errichtet. Stü für Stück nur fomite den hier äußerſt erbittert ſtandhaltenden Ruſſen der Raum: vor der Feſtung und dex geſamten Dünafront abgenommen werden. Der 11. September brachte neue Erfolge und einé Beute von 1800 Gefangenen und 5 Maſchinengewehren. An der Zelwianka gelang der Durhbruh an dieſem Tage an mehreren Stellen, wobei der Feind faſt 2000 Gefangene und

Phot. Leipziger Preſſe=Büro.

Deutſche Truppen der Heeresgruppe des Generalfeldmarſchalls v. Hindenburg beim Borgehen in der Richtung auf Dünaburg.

hartnä>igen Widerſtand. Nah hin und her wogenden Kämpfen gelang den Deutſchen jedo<h die Eroberung von Skidel und dem nordweſtlißh davon liegenden Niefrasz. Ebenſo wurde Lawna an der Straße Skidel—LunnoWola geſtürmt, wobei 2700 Gefangene und 2 Maſchinen=gewehre in der Hand der Angreifer blieben. Die anſchließend fämpfende SHeeresgruppe Leopold von Bayern erzwang an einzelnen Stellen, unter kühner Überwindung unſägliher Schwierigkeiten, den Übergang über die Zelwianta. Die Gefechte im nördlihſten Teile der Front führten ſüdöſtlih von Friedrihſtadt und öſtlih von Wilfomierz zur Erbeutung von weiteren 1050 Gefangenen und 4 Maſchinengewehren. Der äußerſte linke Flügel der deutſchen Heere, der zu der Heeresgruppe Hindenburg gehörte und deſſen Befehlshaber v. Below war, näherte ſih unter Zuſammenſtößen immer gewaltigerer Art an mehr und mehr Punkten der Düna. Dieſe iſt ein Fluß etwa von der Größe der Elbe und der größte Strom Weſtrußlands. Sie begleitet und dur<bri<ht zum größten Teil die baltiſche Seenplatte, die ſi<h über Wilna und Kowno weiter na< Norddeutſchland erſtre>. Bei Suwalki und Auguſtow und weiter öſtlih hatte ſie den deutſhen Truppen bei ihrem Vorgehen große Schwierigkeiten bereitet, die durh die zahlloſen kurzen Nebenflüſſe der Düna no<h eine bedeu-

7 Maſchinengewehre verlor. Die im Anſchluß mitdem rehten Flügel der Heeresgruppe Hindenburg zuſammenwirkenden Truppen Leopolds von Bayern kamen bei Koszele ebenfalls über die Zelwianka, warfen den Gegner beiderſeits Der Straße Berecza—Kartuska—Koſſow—Slonim und bekamen 2759 Gefangene und 11 Maſchinengewehre in die Hand. v. Mattenſen rü>te beiderſeits der Bahn na<h Pinsk weiter vor und nahm in überraſhendem Anſturm einige ruſſiſche Vorſtellungen. An der unteren Zelwianka leiſtete der Feind no< Widerſtand und raffte ſih ſogar no<hmals zu Gegenſtößen auf, die jedo< abgeſhlagen wurden. Südlich von Jakobſtadt wurde die Straße E>engrafen—Rakiſchki erreicht. Auch zwiſchen der Straße Kupiſhki—Dünaburg undder Wilija unterhalb Wilna blieb die Borbewegung in flottem Gange. Der Érfolg des deutſhen Vorrü>kens auf dieſem Abſchnitt wurde gekrönt durch die Erreihung der ſo wichtigen Bahnlinie Wilna—Dünaburg— Petersburg an mehreren Stellen. Auf der Front zwiſhen Düna und Wilija (ſiehe Bild Seite 308 oben) führten die Kämpfe der Deutſchen auh am 13. September wieder zu ganz bedeutenden Erfolgen: ſie machten bei ihrem weiteren Vorgehen 5200 Gefangene und erbeuteten 1 Geſ<hüß, 13 Maſchinengewehre, 17 Munitionswagen und viele Bagagen. Namentlich leßtere waren ein ſihtlicher Beweis von der Eile, mit der der Feind ſeinen