Illustrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15., str. 438
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Ephraim, Jhig &
Illuſtrierte Geſchichte des Weltkrieges 1914/15.
und von dork na< New Y=-goHen. Beide Linien vur9ſ<nitten die Eng=
länder. Außex kleinen Linien im Mittelmeer
und in der Oſtſee liegt faſt der ganze übrige Kabelverkehr der Weit in: engliſ<hen Händen. Dur die zahlreihen Kabelverbindungen, vie ihnen zuu Verfügung ſcrand-n waren ſhon lange vo- dem Krieg die beiden Nachrihtenbüros Reuter und . Havas, deren Meldungen wir jeden Tag in jeder Zeitung begegnen, in der Lage, ihr Nad .enweſen durhaus in dem ihren Ländern geneh men Sinne auszzuüben und ganz auf die Jntereſſen ihrer Länder zuzuſtußen. Mit dem Krieg aber wurde thre Berichterſtat= tung völlig einſeitig, und
Bulgariſche Regimenter, feldmarſ<hmüäßig ausgerüſtet und zum Abmarſch geſGmü>t, auf dem Haupépla6 in Sofia.
rih dem Großen ſehr geringhaltige Münzen von der Firma Co. geprägt wurden, die ſogenannten Ephraimiten, die der Volkswiß ganz rihtig <harakfteriſierte als: Von außen ſ<ön, von innen ſh<limm, Von außen Friß, von innen Ephraim. - : Mit dem achtzehnten Jahrhundert kam auch die Zeit für das Papiergeld, und ſeine größte Verwendung als Kriegsgeld erlebte es in der großen franzöſiſhen Revolution und deren Kriegen. Im Jahre 1789 ſeßte man 400 Millionen Livres in Anweiſungen, Aſſignaten, auf die geiſtlihen Güter
in Umlauf. Dies Papiergeld ſollte niht nux beim Verkauf
dieſer Güter an Zahlungs Statt angenommen werden, ſondern auch im freien Verkehr als bares Geld angeſehen werden. Als
man in den Aſſignaten mit Zwangskurs das einfache Mittel
gefunden hatte, allen finanziellen Anſprüchen der Revo=lutionsfriege zu genügen, ſ<hwollen die Aſſignaten zu Bergen Endlich wurden ſie nur zu 2/833 des Nennwerts in Metallgeld angenommen.
“Kein ſpäteres papierenes Kriegsgeld hat einen ähnlihen Mißerfolg erlebt wie die Aſ=z : ſignaten. Seit dem Anfang des Weltkrieges arbeitete die Notenpreſſe vor allem in den finanziell \<hle<tbeſtellten Staaten mit Hochdru>, und gegen dieſe eiſrige Tätigkeit iſt au< ſo lange nihts einzuwenden, als das Papiergeld noh eine angemeſſene Dec>ung in Gold hat. Aber für fo manchen Staat droht erſhre>end der Geiſt des Finanzabenteurers Law und die Erinnerung an die Aſſi= gnaten unſeligen Angedenkens.
Links Fünfpfennigſtück aus Nickel, rechts ciſernes.
Reuter und Havas.
Anfang Oktober 1914 fam die Meldung, daß die Engländer auh das lette bis dahin noh tätige deutſche Kabel durMſhnitten hätten. Jn ihrem Feldzug gegen die Wahrheit, den ſie weit wirkſamer führten als den auf den verſchiedenen Kriegſhaupläßen gegen uns und unſere Verbündeten, hatten ſie damit einen weiteren und ſehr folgenſ<hweren Sieg errungen. Anfangs bedingten lediglih wirtſhaftlihe Intereſſen Legung und Ausbau der Welt-
Tabel, dann erſt kamen andere Geſichtspunkte wie politiſche,
toloniale, ſtrategiſhe in Frage. Als lezter Großſtaat baute Deutſchland eigene vom Ausland unabhängige Kabel. Aber von den fünfzehn Europa mit Nordamerika verbindenden Linien beſaß Deutſchland nux zwei, 1900 und 1904 in Betrieb genommen, die niht diret verlaufen,
ſondern von Emden einen Umweg übex die Azoren nehmen
Hot, Letpziger Leh EWU
ſkrupellos gingen ihre be=wußt unwahren Nach=rihten in alle Welt hinaus, mit Geſhi> zure<tgema<ht, mit Eifer verbreitet und anfangs auh mit vollem Glauben aufgenommen. : SS
Die Agence Havas iſt um mehr als ein Jahrzehnt älter als das Londoner Reuterſhe Büro. Der Kaufmann Charles Havas, nah dem ſie genannt iſt, hatte ums Jahr 1835 in Paris ein feines Vüro gegründet, das anfangs Tein anderes Ziel verfolgte, als die Pariſer Preſſe und die Geſandtſchaften mit Überſetzungen ausländiſher Zei= tungen zu verſorgen. Jn zielbewußter Arbeit erweiterte Havas ſein Vüro, fünf Jahre nah deſſen Gründung richtete er für den Sommer eine regelmäßige Brieftaubenpoſt mit Brüſſel und London ein, und als ſein Sohn Auguſte 1850 an ſeine Stelle trat, gab es feine europäiſhe Hauptſtadt, wo er niht ſeine Korreſpondenten hatte. Der Nachfolger, ug und gewandt wie der Vater, nußte die neuen Verkehrsmittel, Telegraph und Eiſenbahn, nah Möglichkeit aus, tat dann aber no< einen entſ<heidenden Schritt vor=wärts, indem er das Pariſer Annoncenbüro von Bullier mit ſeinem Büro verſhmolz. Er ließ nun dur< Poſt und Telegraph tägli) gegen zweihundert franzöſiſchen Zeitungen umſonſt Nachrichten gegen unentgeltliche Aufnahme einer beſtimmten Zeilenzahl von Jnſeraten zu=gehen. Dadurh wurde ſein Name und ſeine Agentur den Leſern dieſer Blätter geläufig. Der Kreis ſeiner Korre=ſpondenten wurde immer größer und weiter, den erſten wenigen Unteragenten folgten immex mehx, das Untex= nehmen wurde ſtändig weiter ausgebaut. Jm Jahre 1879 wurde es in eine Aktiengeſellſhaft mit einem Kapital von faſt neun Millionen Franken umgewandelt. Es teilte ſih mit dem Reuterſhen Büro in den Nachhrihhtendienſt dergeſtalt, daß es die Nachrichten einmal aus Frankreich und deſſen Kolonialbeſißzungen, dann abex auh aus Portugal und Spanien, dem größten Teil dex Balkanhalbinſel und Südamerika ſammelte und weitergab, während Reuter das Monopol niht nux für die ganze engliſ< ſprehende Welt hatte, ſondern au< für Norwegen, Holland, Belgien, Mittelamerifa und Oſtaſien. . .
Das Reuterſhe Büro iſt jünger als die Agence Havas,
“aber es machte eine ſhnellere und glänzendere Entwi>lung
durch. Sein Gründer iſt der in Kaſſel geborene Julius Joſe= phat, den 1871 der Herzog von Sachſen-Koburg-Gotha Zu einem Freiherrn Paul Julius von Reuter machte. Die An=fänge Reuters waren weit beſcheidener als die Charles Havas’, der-bei Gründung ſeines Büros ausreichende Mittel zur Verfügung hatte. Reuter hatte ſih auh ſhon auf verſchiedenen Gebieten betätigt, aber ohne Erfolg. Zuleßt war er Journaliſt geweſen und als ſolcher kam ex na< Aachen. Hiex ſollte ex den Grundſtein zu Vermögen und Anſehen legen. Eben damals wax der Telegraph Aachen=Köln—Bexlin dem allgemeinen Verkehr übergeben worden,