Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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Der Meifter fprad: Diefe Alle haben Ehriftum no nie erfannt und ftehen auh nur in der Figur, wie Simmel und Hölle mit einander um die Ueberwindung ftreitet. Alles Aufiteigen der Sofart, da man nur um Meinungen jtreitet, ift ein Bild des Figentbume. Welher nicht den Glauben und die Demuth hat und in Chrifti Geift ftehet, der ift nur mit dem Zorne Gottes gewappnet md dienet der Ueberwindung der bildlichen Eigenbeit, als dem Reiche der Finfternig und dem Zorne Gottes. Denn alle Eigenheit wird am Gerichtstage der Finfternig gegeben werden. Alfo auch ihre unnüße Gezänke, dadurch fie Feine Liebe fuchen, fondern nur bildlihe Gigenheit, fi in Meinungen fehen zu Iaffen, und daduzc) die Fürften um folche bildfihe Meinungen zu friegen vers urfagen, und mit ihren Bildern Land und Leute fürmen und verwüiten: Ddiefe Alle gehören in das Gericht zum Sceiden das Falfhe vom Rechten. Da werden alle Bilder und Meinungen aufhören, und werden alle Kinder Gottes in der Liebe Eprifti wandeln und er in ung.

Alles was in diefer Zeit des GStreite nicht im Geift Chrifti eifert und allein die Liche begehret zu fördern, fondern Eigennuß im Streit fuchet, das ift vom Teufel und gehöret in die Kiniters ni, und wird von Chrifto gefchieden werden; denn im Simmel dienet Alles in Demuth Gott feinem Schöpfer.

57. Der Jünger fprah: Warum läffet es denn Gott in diefer Zeit gefchehen, das folder Streit it?

Der Meifter fprah: Das Leben ftehet im Streite, auf das e8 offenbar, empfindlih, und die Meisheit fhiedlih und erfannt werde, und Dienet zur ereigen Freude der Heberwindung. Denn in den Heiligen Ehrifti wird ein großes Lob daraus entitehen, daE Ehriftus in ihnen die Finfternig und alle Eigenheit der Natur übers mwunden bat, und jie vom Streite erlöfet find. Deffen werden fie fih ewig erfreuen, wenn fie erfennen werden, wie e8 den GSottlofen vergolten wird. So läffet nın Gott alle Dinge in freiem Willen ftehen, auf daß die ewige Herrfihaft nah Liebe und Zorn, nah Licht und Finfterniß offenbar und erfannt werde, und ein jedes Leben fein Urtheil in jih felber urfahe und ermerr. Denn was jebo den Heiligen in ihrem Glende ein Streit und Pein ift, das wird ihnen in große Freude verwandelt werden; und was den Gott: lofen eine Luft und Freude in diefer Welt ift, das wird ihnen in ervige Bein und Schande verfehret werden. Und darum muß den Heiligen ihre Freude aus dem Tode entftehen, gleihiwie das Licht aus der Kerze duch das Sterben und Verzehren im Feuer ent-