Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

— 9 —_—-

war auch feine Frucht. Weil aber die Menfchen diefes Drts alle aus der wilden Natar waren gemacfen, fo wuchs ber Baum Über fie alle, und ward alfo groß, daß er mit feinen Asften reichte bis In das werthe Land unter den beiligen Baum.

Das war aber die Urfache, daß der wilde Baunı fo gro warb: bie Wölker unter dem guten Baume liefen alle den Kräniern nah, bie die falfhe Waare verkauften, und aßen von ber falfchen Sucht, die auch böfe und gut war, und vermeinten, fie würden badurd; gefundb merden, unb ließen ben heiligen, guten und Erdfetigen Baum immer ftchen. ndeg wurden fie Immer blinder, mat: tee und fhmwäcder, mb Eonnten dem teilen Baum gegen Mitter« naht nicht wehren, daß er nicht wüdhle. Denn fie waren viel zu matt und fhmwach; fie fahen mohl, daß es ein wilder, böfer Baum war, aber fie waren zu matt und fhwadh und Eonnten ihm fein Machfen nice wehren. So fie aber nidt wären den Arämern mit der falfhen Maare nachgelaufen und hätten nicht von der fals {hen Frucht gegeffen, fondern hätten von dem Löftiihen Baunıe gegeflen: fo wären fie fräfttg morben, dem wilden Baume Witers fand zu thun. Weil fie aber der wilden Natur im Menfchentand nachhureten im ihres Herzens Gelüfte in Heuchelei, fo berrfchte au die wilde Matur über fie und wuchs dee wilde Baum hodı und weit über fie, und verberbte fie mit feiner wilden Kraft. Denn der Strft der Grimmigkeit In der Natur gab dem Baume feine Kraft, zu verberben bie Menfchen, die von bes Kramers milder Frucht aßen. Diemell fie verliefen den Baum des Zebens und fuchten eigene Klugheit, wie Mutter Eva im Paradies, fo berrfchte ihre angeborne eigne Qualität tiber fie, und geriethen in foldyen Eräftigen Serthum, wie St. Pauls faget. (2 Ze. 2, 11.) Und der Kürft der Grinmigfeit erregre Krieg und Sturmminde, von dem wilden Baume gegen Mitternacht über die Völker, die niht aus den tilden Baume geboren waren, mb fie fielen in ihrer Mattigkeit und Schwadjheit vor dem Ungerwitter, das aus tem milden Baume ging.

Und der Kaufmann unter dem guten Baume heucjelte mit den Bälfern gegen Mittag und Abend umd gegen Mitternacht, und fobte feine Wuare hoh und betrog bie Einfältigen mit Lift, und bie Klugen machte er zu feinen Kaufleuten mb Krämern, bef fie ihren Gewinn aud) bavon hatten, bis baß er'* dahin brachte,