Jakob Böhme's sammtliche Werke : in seiben Bänden

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und in bem fie leben; fo verachte ich ihre Formeln ber Philofopkie, Aftrologie und Theologie ganz und aar nicht. Denn ic finde, daß fie meiffentheils auf dem rechten Grunde beruhen und ih will mid) auch befleißigen, daß ich ihren Formeln "eigen möhte Denn ih muß ja fagen, daß ihre Formeln mein Meier find, und daf ih aus ihren Formeln meinen Anfang und erfte Erkenntnif habe. Sch bin auch nid Willens, ihre Formeln umjulehren oder gi verbeffern; ich Bann e8 auh nit, habe diefelben nie gelernt, fondern id laffe fte in ihrem Sig. Ich will aber auch auf ihren Grund nicht bauen, fondern ih will als ein mühlamer Knecht die Erde von der Wurzel jcharren, damit mat den ganzen Baum mit ber Wurzel, den Stämmen, Ueften, Zieeigen und Früchten fehen tan: fo daß mein Schreiben nichts Neues fei; fondern das ihre Däilofophie und meine PHilofophie Ein Leib fei, und Ein Baum, der eineriei Früchte trage.

"sch habe bazu aud) feinen Befehl, dab ich mich über fie fehr befehtveren und fie verdammen foll, aufer über ihre Lafter der Hof: fart, des Geres, Meides und Zorne®, worhber fich der Geift der Natur mächtig befcpweret; nicht ih. Was wollte ih, armer Staub thun, der ich body faft ohnmächtia bin?

Alein DAS zeiget der Geift, ihnen ift das Dfund des Gewichtes und der Schlüffel überanttwortet worden, und fie find in ihren BWollüften des Fleifches erfoffen, Haben das Pfund des Gewichte in die Erde vergraben und den Schlüffel in ihrer hoffärtigen Iruns Eenheit Serloren.

Der Geift hat lange Zeit bei ihmen angehalten, fie foliten einmal aufihließen, der helle Zag fei vorhanden; allein fie gehen in ihrer Zrunfenheit herum und fuchen ben Schlüfei, und haben doch denfelben bei fih, tmd ennen ihm nit, und geben fo in ihrer hoffdrtigen und ehrgeisigen Trunfenjeit immer füchend herum, twie jener Bauer, der fein Pferd fuchte und dod) darauf ritt.

Darum fpricht der Geift der Natur, weil fie niht vom Sclafe aufmachen und die Thür aufmahen mollen, fo will ih «8 felbft thun. Mas Eonnte ich arıner, rinfältiger Laie font von ihrer Kunft lehren oder fchreiden, wenn es mir nicht von dem Geiffe der Natur gegeben toäre, in dem ich bin und lebe? Habe id) body nur einen aienftand und von diefem Schreiben Eeine Befoldung, folite ich aber darum dem Geiite wehren, daß er nicht anfange aufzufchließen, mo er wolle? Ih bin ja nicht die Thür, fonbern nur ein gemeiner Riegel davor; renn mih nun der Geilt auds zöge und ins Seuer mürfe, Fönnte ich ihm das auch wehren?

Menn ich aber ein unnüger Riegel fein wollte, der fih nicht wollte ausziehen laffen und bem Geijte auffchliegen; würde da nicht der Geift über mid erzürmen, wich abreigen und megwerfen und einen nüglichern und gefügern Riegel mahen? Alsdann füge ich