Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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hinter ihr. Abends nux die Brüdex und Schweſtern des Königs bei uns; dazwiſchen waren wix no< in der Probe für die Kirchenmuſik zur Beiſehung unſers geliebten Königs, die wirkli<h ſehr ſ{ön iſ. Die Königin ſah Frau von

Steinberg bei mir. 7. December.

Wieder ein ganz großes Diner. Da der König und die Königin niht wohl waren, aßen ſie Beide eine Hühnerſuppe vor dem Diner in meinex Stube und dann nichts bei Tiſche. Mein armer Freund Souboff iſt noh immer krank.

10. December.

Die Garde ritt in Berlin ein; die Königin und die Prinzeſſinnen fuhren ihr entgegen; dann ſtellte ſich dieſelbe vor dem Palais auf und brachte die Fahnen. Wir hatten 56 Perſonen zu Tiſche, alle Prinzen und Prinzeſſinnen und

viele Offiziere von dex Garde. 11. December.

Tag dex Beiſezung. J< ſtand ſhon um 5 Uhr auf, um meine Familie ſelbſt auf das Schloß zu bringen, um daß ſie Alles gut ſehen könnten. Dann fuhr ih mit der Königin, der Prinzeſſin Louis und dem kleinen Prinzen Carl von Streliß mit acht Pferden nah dem Dom. Den Schluß der ganzen Feierlichkeit bildeten die Trauer-Cere-= monien in der Gruſt. An dex Königlichen Tafel aß nux die Königliche Familie; ih ſaß an dex zweiten Tafel neben dem Marſchall von Moellendorf mit den Gouverneuxen und. Kabinets = Miniſtern; im Ganzen wurde an neun Tafeln geſpeiſt. Nah Tiſche kam ih endli<h nah Hauſe zurück, ganz vernichtet von Schmerz und Traurigkeit, und doh famen wieder Viſiten und Abends alle dieſe Princillons

zu uns. 14*