Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel
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26. December.
Die Königin wurde heute gebadet, es that ihr etwas gut, aber man kann ſi< niht mehr täuſchen, es iſ ein Nervenfieber.
27. December.
Der- arme Leſtocq hat ſi< zurücziehen müſſen, die Franzoſen haben ihn angegriffen und ex hat viel Leute ver= loren. Unſere Feinde haben ein Glück, das jeden Muth niederſchlägt. |
28. December.
Schlechte Nachrichten, die Buh noh immer verſchlim-= mert erzählt. Leſtocq muß wirklih zurü>, die Franzoſen haxrſſeliren ihn. |
Jn dieſer ſchweren Krankheitszeit habe ih den Muth und die Gelaſſenheit meiner theueren Königin und ihre völlige Ergebung in den Willen Gottes wieder re<ht erkannt. Fhr Leben iſt ihr ſelbſt nux von Werth um ihres Mannes und . ihrer Kinder willen, und die vollſtändige Hingabe ihres Willens in den NRathſchluß des Allerhöchſten giebt ihr dieſe große Geduld und dieſen inneren Frieden ! —
29. December.
Die ruſſiſhen Avantgarden ſind von den Franzoſen zurückgeworfen worden. Das iſ recht ſ{limm, aber doh niht um ſchon allen Muth und alle Hoffnung zu verlieren, wie hier bei Hof die Leute es thun; ih ärgere mi<h, wenn ih dieſe übermäßige Furht und Verzagtheit ſehe.
Mittags und Abends waren wix unter uns; die guten Kindex machen einen furchtbaren Lärm.
30, December.
Große Freude; Bennigſen hat gegen die Franzoſen am