Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel
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Kaſtagnetten und Blumenguixrlanden und zuleßt auh den Shatwwltanz. Vom Concertſaal ging man in den Tanzſaal, wo die Kaiſerin Eliſabeth unter Roſenzweigen empfangen wurde, die man ihr dann zu Füßen legte; die Königin war ebenſo im erſten Saal empfangen worden. Die KaiſerinMutter ſeßbte ſich niht mit zum Souper, ſondern ging umher und machte die Wirthin; es dauerte bis Mitternacht. 27. Januar. Man ſteht hier. ſo ſpät auf, daß man am Vormittag gar nichts Vernünftiges thun kann. Jh ging heute mit der Königin zux Großfürſtin Catherine; Abends war ein großes Feſt beim franzöſiſchen Geſandten Caulaincourt, dem jeßigen Herzog von Vicenza. - Ex bewohnt ein ſehr ſtattliches Haus, was ganz auf Koſten des Kaiſers eingerichtet iſt. Dex Tiſch wax ſehr geſ<hma>voll und gut ſervixt; ſelbſt die Gläſer mit der Chiffre der Majeſtäten, — der Geſandte äußerſt artig und aufmerkſam. Jn einem Kabinet hing das Portrait Napoleons, fehr gut gemalt; das ganze Haus wax dermaßen mit Blumen und blühenden Geſträuchen kunſtvoll dekorirt, daß es vollkommen ausſah wie ein Garten. Das Feſt dauerte bis zwei Uhr früh. z 28. Januar. Die Königin beſah alle Wohlthätigkeitsanſtalten dex Kaiſerin -Mutter, dann wax Diner in ihren Zimmern, Abends wurde im Theater der Kaiſerin-Mutter geſpielt. 29. Januar. Heute war eine großmächtige und recht ſ{<öne Parade; nachher fuhr man nah Zarskoie= Selo, wo dinirt wurde und war Abends wieder im kleinen Theater. Die Königin ſchenkte der Gräfin Lieven ihr Portrait.