Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

— 278 —

Abend ebenfalls. Jh hatte eine Stafette von Wittgenſtein. Ach welche Angſt, welcher Kummer! Juli

Die Königin hatte heute früh wiederholte Bruſtkrämpfe ; der Athem iſ ſehr kurz — ih finde ſie ſehr ſ{<le<t! Nach Tiſch kamen Heim, Gerke und Schmidt hier an und fanden ſie in großer Gefahr; ſie glauben, daß die Lungen ergriffen ſind und halten jeht eine Rettung füx beinahe unmöglih. Gott allein weiß, welcher Schmerz mix das Herz zerreißt, indem ih dies ſchreibe! — Jh gab dex Königin einen Brief des Königs, den ſie anfangs nicht leſen konnte; aber etwas ſpäter konnte ſie.es doh und hatte cine unbe\<reibli<he Freude über denſelben!

Die Prinzeß Solms und Frau von Berg ſind Beide ſeit einigen Tagen immerfort im Zimmer der Königin und wachen auch immex Beide zuſammen.

Jh ſchi>te Büchner als Stafette an den König mit einem Brief von Heim; dann kam mein Enkel Vosf aus Berlin an; ex wax auh beim König geweſen und brachte mix einen rührend guten gnädigen Brief von ihm. Mein Enkel reiſte Abends wieder ab, Dr. Gerke wachte und ih ging nux von Zeit zu Zeit hinein wie in jeder Nacht.

18. Juli.

Meine arme Königin iſt heute ſehr krank; jedesmal, das ih zu ihr kam, fand ih ſie ſ{<le<ter und mehr verändert. Heim hatte ſhon früh dem König eine Stafette geſchickt, ih ſchi>te etwas ſpäter Hoffmann als Stafette an ihn und ſchrieb ihm no<hmals, daß die Königin immex ſ{<le<ter werde. Bis um Mitternacht ſaß i<h an ihrem Bett — ach, meine arme Königin — ſie war entſeßlih krank.