Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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Seitdem iſ viel geſchehen; geſtern hat das arme Spandau, das viel gelitten hat, endlih kapitulixt. Die Franzoſen haben es verlaſſen und zichen nun ab, es waren 2000 Mann.

Der König iſ ſeit dem 24. in dex Nähe von Dresden.

29. April. Mein König und der Kaiſer ſind in Dresden; man weiß niht, ob Napoleon in Erfurt iſ oder in Paris. Golß geht na< Stralſund, um den Kronprinzen von Schweden zu empfangen. Uebrigens hat man gar keine Nachrichten, man hört nichts als falſche Gerüchte oder Lügen.

2. Mai. Dank= Gottesdienſt für die Uebergabe von Thorn und Spandau. 5. Mai. Heute die Glücksbotſchaft eines Sieges! — Die Schlacht war am 2. und dauerte bis zum 3., dem König wurden zwei Pferde unter dem Leibe erſchoſſen, Prinz Leopold von Homburg iſ gefallen. Gott wolle uns weiter helfen! —

6. Mai.

Eine offizielle Stafette aus Dresden, wo der König iſt, kam an mi< und eine zweite an Alopäus, während ex bei mir war. Gott ſei geprieſen und hoh gelobt! — wix waren Alle ganz außer uns vor Entzücken. Wittgenſtein hat am 4. den Angriff wiederholt und die Franzoſen ſind gut geſchlagen und zurügedrängt worden. Den ganzen Tag über war ein ſolches Gedränge von Menſchen in meinen Zimmern, daß ih ganz ſhwah wurde; Alles wollte Nachrihten haben, die Wonne und die Aufregung zugleich ivays unbeſchreibli<h. Aber leider ſind au< die Verluſte

Am Preußiſchen Hofe. 2. Aufl, 26