Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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und bitter geworden, daß ſie nah einem Epigramm ihres Bruders Heinri<h nux noh „la fée malfaisante“ Hieß und durch ihre Thorheiten und ihr argwöhniſches Mißtrauen bald der Schre>en des ganzen Hofes ward.

Dex hellſte Stern und dex Glanzpunkt deſſelben war dagegen die ſchöne, jugendliche Gemahlin des Prinzen Heinrich, des zweiten Bruders des Königs. Dieſe wegen ihrex Schönheit viel gefeierte Fürſtin, Wilhelmine, Tochter des Prinzen von Heſſen-Caſſel, war 1726 geboren und 1752 dem Prinzen vermählt worden. Sie hatte keine Kinder, erreichte ein ſehr hohes Alter und ſtarb exſt im Jahre 1808, während des Aufenthalts des Hofes in Königsberg. Jn ihrer Jugend ſcheint jene geiſtvolle Prinzeſſin der Liebling des Hofes und der Geſellſchaft geiveſen und anſtatt mit ihrem Namen oder Titel, nux mit einer ganzen Reihe ſ{<hmei<helhafter Beinamen, als: die Schönheit, la belle fée, la divine oder l’incomparable genannt worden zu ſein. Thiébault exwähnt ſie in ſeinen „Souvenirs de vingt ans“ immer nux mit Ausdrücen der Bewunderung und ſagt unter Anderm über ſie:

„Die Gemahlin des Prinzen Heinrich wax in der That von großer Schönheit und der friſcheſten Jugendlichkeit. Nicht ihre Züge allein waren reizend, au< ihre Geſtalt, ſ{<hlank und voll zugleich, war unvergleichlich, und die angeboxne Würde ihrer Haltung erhöhte no< den Eindru> ihrer Erſcheinung.“

Dieſe Fürſtin beehrte die nahmalige Gräfin Vosſ mit ihrer beſonderen Freundſchaft und ſelbſt no< jung, heiter und lebensluſtig, ſuchte ſie au< dieſe, welche ſo manchen Kummer nur mit Mühe niederkämpfte, zu erheitern und zu zerſtreuen. Sie iſt es auh, welche immer gemeint iſt, wenn es furzweg „die Frau Prinzeſſin“ heißt. Von ihrem Hof-