Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

ES a

8. Septembex.

Wie alle Tage um acht Uhr aufgeſtanden, Thee getrunken und zu den Kindern gegangen, dann meine Gebete geleſen und dann mit Schaffroth muſizirt. Um ein Uhr aß ih mit der Kneſebe> und dex Kraut bei der Prinzeſſin in Rothenſee, wo nur ihre Damen und Herren waren. Nach Tiſh wurde vorgeleſen, dann Kegel und ſpäter Picket und Triſet geſpielt. Gegen ſieben Uhr fuhren wir zux Stadt zurü>k; man plauderte ein bischen, ſehte ſi<h wieder zur Parthie und dann zum Souper, das bis elf Uhr dauerte.

9, September.

Mein Sohn wax niht wohl, aber der Arzt verſicherte mir, es hätte nihts zu bedeuten. Um elf Uhr fuhr ih zur Blumenthal und von da zum Eſſen zur Kraut, wo ih die Meyer, Graf und Gräfin Finkenſtein, Krenz und Pöllniß fand. Man war ſehr munter bei Tiſh, Nachmittags kamen noh der Marſchall Lamberg, der Prinz von Uſingen, Nugent und Wrede; man ſpielte niht, wie gewöhnlich, ſondern plauderte nux und machte tauſend Scherze. Um fünf Uhr fuhr ih na< Hauſe, fand meinen Mann eben heimgekehrt, der mit Bredow, Golß, Neumeiſter und Marwiß auf der Jagd geweſen war, und wix baten dieſe Herren, mit uns zu ſoupiren. Es kamen no< einige Damen dazu, man ſpielte exſt Triſet, ſete ſich dann zu Tiſche und war ſehr heiter und guter Dinge.

10. September.

Um acht Uhr trank ih meinen Thee, dann meinen Kaffee und herna<h ging ih zu meinen Kindern. Mein Sohn iſt no< immer nicht beſſex, aber ih hoffe dennoch, da der Arzt es verſichert, es hat nichts zu ſagen! — Schaffroth