Neunundsechszig Jahre am Preussischen Hofe : aus den Erinnerungen der Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voss : mit einem Porträt in Stahlstich und einer Stammtafel

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10. Mai. In der Kirche; zu Tiſch bei der Belle fée, von der ih Abſchied nahm, da ih na< Groß-Giewih abreiſen muß. Abends an Hof, wo ih na< dem Souper mich bei der Königin verabſchiedete. Jch ging nicht zu Bett und um 1 Uhr reiſten wir ab, mein Mann und ih, und Schwerin

mit uns. 14, Mai.

Obgleich wir Wittſto>k früh um 5 Uhr verließen und den ganzen Tag ohne Aufenthalt weiter fuhren, erreichten wir denno<h Groß - Giewiß erſt ſpät am Abend. Wir fingen damit an, troß der ſpäten Stunde, noh den Garten zu dux<hwandern, den Schwerin reizend fand, und nah dem Souper waren wir alle froh, zu Bett gehen zu können.

15. Mai.

Troß allex Ermüdung war ih doh ſhon um 8 Uhr angezogen und draußen. Wir frühſtückten gemeinſchaftlich und machten einen ſhönen weiten Spaziergang. Nach Tiſch fam die Frau des Geiſtlichen zu mix und eine Menge Frauen aus den Gütern mit ihren Anliegen. Dann machten wir - eine Landparthie und Schwerin unterhielt uns herrlich.

16. Mai.

Den Vormittag hielt i< eine gründliche Jnſpection in der Wirthſchaft; zu Tiſh kam dex Graf Yſenburg, Schwager des Grafen Lehndorff, welcher das Regiment Lehwald kommandirt. Er exzählte uns Alles, was dur< Kleiſt hier Thörichtes angeordnet worden iſ, worunter das ganze Land nun zu leiden hat. Abends kamen meine Schwiegermutter und meine Schwägerin Rochow von Stülpe an, und wir freuten uns ſehr, Beide nah ſo langer Zeit einmal wieder zu ſehen.