Rätearbeit und Nationalversammlungstragödien in Revolutionen : Den Arbeiter, Soldaten und Bauernräten Deutsch - österreichs gewidmet
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beteiligt geweſen waren, ihrer Mandate verluſtig zu erklären und aus dem Unterhauſe auszuſtoßen. Acht betroffene Mitglieder mußten ſofort das Haus der Gemeinen verlaſſen. Die deutſche Nationalverſammlung ſoll jeßt nah dem Willen der Arbeiterklaſſe den Kapitalismus abſchaffen. Was möchten unſere heutigen „Demokraten“ und Parlamentsſhwärmer ſagen, wenn die Sozialdemofraten den Antrag ſtellten, alle Abgeordneten, die an der fapitaliſtiſchen Ausbeutung beteiligt waren oder ſind, aus der Nationalverſammlung auszuſtoßen? Die Mehrheitsſozialiſten beantragen das niht; als brave Demokraten entſeßen ſie fi<h ſchon darüber, daß in der ruſſiſchen Revolution die Bolſchewiki die Leute, die” an der kapitaliſtiſchen Ausbeutung perſönli beteiligt ſind, vom Wahlrecht ausgeſ<hloſſen haben.
Doch die berühmte „parlamentariſche“ Revolution in England ging no<h anders „parlamentariſ<h“ und demokratiſ<h weiter. Das Haus der Gemeinen verſezte den verantwortlichen Miniſter Grafen Strafford in Anklage wegen Hochverrats. Das Oberhaus hatte zu richten. Die Biſchöfe und Standesgenoſſen Straffords wollten ihn gerne retten. Aber das Volk griff ein. Am 9. Mai 1641 zogen aus der City nah Weſtminſter ungefähr 6000 Perſonén, die mit Schwertern, Keulen und: Stäben ausgerüſtet waren, 1nd forderten die Hinrihtung des Grafen, der thre Not verſchuldet hatte. Unter dieſem Eindru>e wurde am 7. Mai 1641 die Bill von den Lords mit 26 gegen 19 Stimmen beſchloſſen; der König wagte nicht, ihr die Beſtätigung zu verſagen und ſeinen treuen Diener, wie er verſprochen, zu retten, und am 12. Mai fiel Strafford unter dem Beil des Henkers. Da fuhr der Schre>en in die Glieder der Reaktionäre. Die Sternkammer und hohe Kommiſſion, die dur< ihre Bluturteile die Kerker gefüllt und Arbeit für den Scharfrichter geliefert hatten, ſtellten ihre Tätigkeit ein und- die Gefangenen wurden von dem Volke aus dem Kerker befreit. Die biſchöfliche Polizei war wie weggeblaſen, die Leute hielten frei ihre Verſammlungen mit voller Freiheit der Meinungsäußerung; und die Verleger dru>ten frei ihre 4evolutionären Schriften, ohne ſi<h um die Zenſur und Zenſurvorſchriften zu fimmern. Aus eigener Machtvollkommenheit huf ſi<h das Volk die neue Ordnung und erſt hinterher drü>te das Parlament auf dieſes durch direkte Geſeßgebung dur<h das Volk geſchaffene Recht mit einem Parlamentsbeſ<luß ſein Siegel darauf.
Die Adeligen hatten immer mehr Gemeindeland eingehegt, um Wild zu pflegen, Die Bauern verloren dadurch die Weide und litten darunter ſhwer. Sie forderten die Niederlegung der Einhegung und Zäune: aber das Parlament vermochte das Geſet Wegen des Widerſtandes der Lords und des Königs niht zu ſchaffen. Da riſſen die Bauern die Zäune und Einhegungen nieder und ſchufen ſih die neue Ordnung an vielen Orten ſelber. Es fam natürli<h auh dabei anfangs zu Kämpfen: aber die Bauern und Pächter behielten die Oberhand und die neue Ordnung blieb. Hinterher hat das Parlament den Zuſtand beſtätigt und zum allgemeinen Geſet erhoben.
Die Puritaner hatten im Unterhauſe nur eine ſ<hwache Mehrheit. Die große Remonſtranz, die ihr großes Reformprogramm enthielt, wurde im Unterhauſe nur mit 159 gegen 148 Stimmen, alſo nur mit elf Stimmen Mehrheit, angenommen. Jm Oberhauſe aber herrſ<hten die Anhänger des abſolutiſtiſchen König-
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