Serbiens Freiheitskrieg und Milosch : aus dem Französischen

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Familie bildete, kannten ſi alle. Die Dörfer, in welchen Miloſch und Liubißa geboren waren, grenzz en aneinander und ſeit dem Anfange des Aufſtandes hatte Jeder von ihnen faſt täglich den Namen des Andern gehört.

Zum erſten Male Zeuge von dem leidenſchaftlichen Schmerz eines Weibes, wurde das Herz des jungen Mannes von den Seufzern der Unglülichen wunderbar gerührt, helle Thränen entrannen ſeinen Augen und fielen auf die Hand Liubißa's, welche er in der ſeinigen hielt.

Der Klang der Sakpfeife läßt ſi<h hören: es iſt das Signal, welches die Soldaten unter die Fahnen zurü>ruſt, das Heer foll ſi<h wieder in Marſch ſetzen.

— Wir müſſen zu unſern Brüdern . . . komm, Liubißza, komm, ſagt Miloſh mit bittendem Tone zu ihr.

— Wohin ſollte ih gehen? mit wem? antwortet ſie und legt in Verzweiflung die Hand an ihre glühende Stirn.

Miloſch denkt nah. Sein Bli ruht lange und finnend auf dem jungen Mädchen mit dem energiſchen Charakter, dem männlihen Muthe . . . und, wie ſchôn ſie iſt: der Stolz ihrer Stirn, ihres von langen , dunklen Wimpern verſchleierten Blickes, die Regelmäßigkeit ihrer Züge, die Reinheit ihrer Formen, ihre ſchlanke, hohe Geſtalt bietet ein Ganzes