Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

Erſter Tag auf Montenegro.

Mis ich wiederum erwachte, graute die erſte Morgendämmerung. Eilig ſprang ih auf und griff nah der Uhr. Es hatte drei geſchlagen und ſo eben erſcholl der ſchaurige Nachtruf der - Patrouillen auf den hohen Feſtungswerken über Cactayo, welche in lang hingezogenem, einförmigem Tone ihre Wachſamkeit verkündeten. Meine Kleidungsſtü>e legte ih in Ordnung, alles Übrige aber Zurückbleibende in eine Truhe, welche mir meine Wirthin zur Benußung überlaſſen hatte. Kaum wär ih mit dem Anleiden fertig geworden, ſo meldete ein Poltern an der Stubenthüre meines Wirths die Ankunft Petrarcas, welcher gleich darauf haſtig anklopfend mit einem rüſtigen buon giorno (guten Morgen) in das Zimmer trat. Der hinter ihm gehende Träger, welcher mein Gepäcke auf das Maulthier binden und Alles marſchfertig machen ſollte, nahm ſogleich eine für mich untragbare Laſt auf den Rücken, worauf er ſich mit Petrarca, der ihm behülflih war, wieder entfernte. Unterdeſſen nahm ich Abſchied von meinem Stübchen. Nachdem ich meine an ſich weniger werthvolle, als um mehrjähriger Dienſte willen werthgeſchäßte Uhr, die ih, um ihrer nicht verluſtig zu gehen, zurüließ, in der leßten Viertelſtunde meines Aufenthaltes in Cattaro noh einmal aufgezogen hatte, miſchte ih mir in Ermangelung jedes andern Frühſtücks einen Morgentrank aus kaltem ſchwarzem Kaffee mit rothem Weine, der, ſo ſeltſam er mir auch erſchien, doh für das ſeltſame Montenegro ein guter Anfang war. Petrarca kam nach einiger Zeit mit dem Panduren wieder. Unſer Maulthier wartete unſerer vor dem Thore, welches vor vier