Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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Die Partie kleiner begrünter Pläße hatten wir hinter uns zurückgelaſſen, als wir uns wieder einem neuen Höhenzuge, dem der Rodunizza Gorra zuwandten. Die Vegetation blieb gleich ge‘ringe, zumal auf der Höhe, wo, bei gänzlichem Waſſermangel wir uns genöthigt ſahen auf den Leib niedergeſtre>t unſern brennenden Durſt mit einigen in einem Steine aufgeſammelten Tropfen Regenwaſſer zu löſchen. Auf der ſüdlichen Seite der folgenden Navrella Gorra lag auf einem Hügel die für gewöhnlich unbenuste Capelle von St. Peter; nicht weit davon ein Steinbrunnen ohne trinkbares Waſſer und ganz rechts ab im Grunde eine Waſſermühle, Navrella Mulin, welche Eigenthum des Vladifa iſt. Das Bächlein," welches jene Mühle verſorgte, rieſelte unterhalb der Berge, auf denen wir uns befanden, gegen Süden hinab und ſpäter überſchritten wir es, indem wir uns zugleich an ſeinem klaren fühlen Waſſer labten. Vor uns lagen die Tſcheoska Gorra, an ihrem Abhange ziemlich reichlich mit Eichen, Buchen und Eſchen beſtanden. Auf ſie richteten wir unſere Blicke, da wir dort eine” beſſere Vegetation ‘erwarten konnten, was wir, an ihrem Fuße angelangt, auch beſtätigt fanden. Auf dem Wege zu ihnen ſahen wir größere bebaute Flächen, ſowohl zu beiden Seiten des erwähnten Mühlenbaches, als auh gegen den Urſprung einer andern aus den Abhängen der Tſcheoska Gorra entſpringenden Quelle hin, oberhalb welcher wir Station machten, - theils um zu ſammeln, theils das Geſammelte einzulegen und unſer Mittagsmahl zu halten. Spiro ſattelte ſein Maulthier ab, um ‘es frei graſen zu laſſen und nahdem auh er ſich ſelbſt etwas reſtaurirt hatte, ſtre>te er fich behaglich der Länge nach auf ſeiner über die Erde ausgebreiteten Struka nieder. Außerordentlih practiſh iſ dieſe Art eines montenegriniſchen Mantels, deſſen ſich Männer und Frauen gleicher Weiſe \o unaufhörlich bedienen, daß er nie von ihrer Seite kommt. Es iſt die Struka ein di>es, wollenes, grobes, aber feſtes Gewebe, einem Teppiche ähnlich, von etwa zwei Fuß Breite und ungefähr ſehs Fuß Länge. Jhre Farbe iſt grau oder braun, mit gelben, rothen oder blauen einfachen, neben den Enden eingewirkten Borten geziert und mit ebendaſelbſt auf faſt Fußes Lánge hinabhängenden zuſammengedrehten, ‘theilweiſe mit einander verknüpften und fnotigen Franſen verſehen. Spiro diente ſeine Struka in die-