Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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\ ganz beſonders Hervorgetan hatte, fiel einer Privatrache zum Opfer, zu deren Vollſtre>ung ſih ſein eigener Vetter Skander hergab. Den Aufzeichnungen Georg von Gyurkowics" zufolge, der ſih ſeine Daten in Droſchi ſelber holte, verlor Nikols Witwe aber keine Zeit mit Wehklagen, ſondern ſie rähte den Gatten nah echt albaneſiſcher Sitte: Skander und deſſen beide Söhne wurden erſchoſſen. Die entſchloſſene Witwe aber machte Nikols Sohn, den minderjährigen Bib Doda, zum Herrn von Oroſchi. Unabläſſig ſtellten Sfkanders Freunde und Verwandten der Witwe nah dem Leben, und mehrere Jahre lang lebte dieſelbe in einer abgelegenen Höhle verborgen, die ſie nur ſelten und dann nUr Unter Anwendung der größten Vorſicht zu verlaſſen wagte. IÎn-=zwiſchen hatte ſi< Bib Doda verheiratet, aber die Ehe blieb kinderlos. Scheidung war ausgeſcloſſen, denn die Mirditen ſind katholiſ<h. Wieder half die Mutter und brahte die Dinge auf ihre Art ins Reine: ſie nahm die Flinte und erſhoß die Schwieger= tohter. Bib Doda aber herrſchte in ſeinem St loſſe zu Droſchi, das aus einer Anzahl maſſiver Gebäude beſteht, die feſtungsartig bewehrt Jind, wie ein Raubritter ohne Furcht und Tadel. Er zog Jſih in ſeine Felſenburg zurü>, die von einem etwa 4 Meter tiefen Graben um-= geben und nur auf einigen Zugbrücken zu erreichèn iſt, wenn er im Streite lag mit dem Paſcha von Skutari oder mil den türkiſhen Arnauten. Er zahlte weder Steuern no< Abgaben an den Sultan, und wurde er darob angegriffen, ſchi>te er die Feinde mit blutigen Köpfen heim. Die Pforte ſuchte ihn verſöhnli< zu ſtimmen und verlieh ihm den Titel eines Paſcha; dankend quittierte ex den Ehrentitel und blieb der Alte. Bib Doda fühlte ſich ſo ſtark, daß er ſogar den Traditionen ſeines Volkes zu troßen wagte und ein - Türken= _ mädchen heiratete. Das klingt ganz ungeheuerlich, wenn