Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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Eigentlich ſieht man vom Shiffe aus ſehr wenig von Skutari. Nur die Minarelts der Moſcheen, der Turm der Kathedrale und die Feſtung Raſapha laſſen eine Stadl hinter den Niederungen vermuten, welhe den See einſäumen; die Häuſer bleiben unſichtbar mit Ausnahme der lezten Gebäude des Bazar. Zur rehten Hand iſt die breite

Waſfermaſſe der Bo jana zu erkennen, der Abfluß des | Sees nah dem Adriatiſchen Meere, welher no< weſentlich |

durch die Fluten jenes Durhbruches verſtärkt wird, der ſich im Jahre 1859 vom Flußbette des Drin aus gebildet hat. Dieſer Durchbruch wirkt cigentlih wie ein Kanal, - welcher den Skutariſee mit dem Drin, der ſi<h bei San Giovanni di Medua ins Adriatiſhe Meer ergießt, auf die bequemſte Weiſe verbindet. Freilich ein Kanal, der ebenſowenig {hiſ} bar iſt, wie die Bojana ſelbſt, die im beſten Falle, bei beſonders hohem Waſſerſtande, nur bis ODboti mit Damypfern befahren werden kann. Welche Anklage für das öſterreihiſhe Handelsminiſterium liegt doh in dieſer Feſtſtellung ! Man vergegenwärtige ſih den Sachverhalt: die Schiffbarmachung der Bojana wäre bis Dboti dur ſehr wenig koſtſpielige Baggerung zu erreichen; ab Oboti bis Skutari freilich wären eingreifendere Flußverbauungen notz wendig, aber das iſt nur mehr eine Stre>e von zwei Reitſtunden. Hätte man ſi<h dieſe Arbeit koſten laſſen, #o würden die Lloyddampfer und die Dampfer der dalmatiniz ſchen Schiffahrtgeſellſchaften ab Trieſt odec den dalmatiniſen Hafenpläzen direkt mit Skutari verkehren, die Waren des öſterreichiſchen Exportgeſchäftes direkt auf den Skutariner Markt, den Hauptplaß des nordweſtlichen Albanien, werfen können. So aber nötigt man die öſterreichi= ſchen Exporteure, den ſehr beſhwerlihen und umſtändlichen Weg Antivari—Virpazar und Skutaridampſſchiſfahrt zu bes nüßen, ab Antivari alſo ſi< von der Huld und Gnade italieniſher Verkehr8anſtalten abhängig zu machen. Wirk= lih: man fragt ſi<h, was hier größer iſt, die Indolenz