Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

53

auf der Schulter; von Ochſen gezogene, ausſhließlih aus Holz gebaute Laſtwagen kamen uns mit entſezlichem Gefreiſh der Achſen entgegen — begleitet von wohl bez waffneten Fuhrleuten. Wir paſſierten äußerſt primitiv eingerichtete albaneſiſche Kramläden, in denen Salz, Kaſfee, Zucker, Tuchzeug, Zwirn, Pulver und Blei des Bedarfes der Reiſenden harrten — handgerecht placiert, aber war dem Händler die ſ>arfgeladene Waffe. Konnte es uns wundern, daß wir auh auf dem mit Manuſkripten und Büchern bede>ten Schreibtiſhe Don Miedias in Kukli einen Gaſſer-Revolver größten Kalibers vorfanden, deſſen Kolben mit wertvollem, künſtleriſchem Silberbeſhlag über= reich verziert war? Zum Albaneſen gehört die Waſſe, und 1 die Waffe Handhaben zu können, verſchafft dem in Alz î i] banien reiſenden Fremdling größeres Anſehen und weiter= |! greifenden Einfluß, als die vortvefſlichſten Eigenſchaften des Geiſtes und des Herzens, —

Es war ‘Abend geworden, als wir in Kukli ankamen. > Die Pferde wurden verſorgt und dann bewies uns Don Andrea, daß au< Küche und Keller des Pfarrhauſes am Fuße des Barbaluſchit äußerſt ſhäßenswerte Einrichtungen ſeien. Als wir aber dann nah ausgiebiger Kräftigung des leiblihen Menſen bei vorzüglichem Bier, das Don Miedia dem ‘Münchener Freunde zu Ehren in ſehr aus= giebiger Quantität eigens aus Skutari requiriert hatte, auf der Terraſſe des Pfarrhauſes ſaßen, vor uns die herrliche Ebene der Zadrima, über uns den in ſüdlicher Schönheit prangenden Sternenhimmel, da ſchien es mir, als wollte ih den Pfarrherrn von Kukli beneiden. Weit, weit drüben über dem Hügel von Da it} < i leuchteten die Lichter von der biſchöflichen Reſidenz von Nanſchati her= über, mit unſeren guten Feldſtechern eben no< erkennbar. Und ebenſo, wie wir ſein Licht zu uns Hinüber grüßen ſahen, mochte der biſchöfliche Freund Don Miedias aus der Beleuchtung der Terraſſe erſchen, daß der gelehrte

%