Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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Außer dem Bajraktar und ſeinem Rivalen, dem I pariidjelmnis, gibtes bei einzelnen Stämmen, wie in Schoſchiund bei den Krasnitſchi, noch die Würde eines Vojwwoda. Dieſe ſlawiſche Bezeichnung bedeutet Herzog, Heerführer. Früher war laut Steinmey der Vojwoda in Oberalbanien tatſähli< Anführer eines Stammes; gegenwärtig iſt es eiw bloßer Titel ohne jedwede Rechte. Doch verleiht er dem Träger immerhin ein größeres Anſehen unter ſeinen Stammesgenoſſen. Auh Die Würde des Vojwoda vererbt ſih in einer Familie vom Vater auf den Sohn, wie denn überhaupt bei den Malzoren ein Wahlrecht faſt gänzlih unbekannt iſt.

Nach dieſen über mehr oder weniger große Macht verfügenden Stammesinſtitutionen rangiert in der alba= neſiſhen Hierarchie der Kr ü e, der Vorſtand eines einzelnen Weilers oder Viertels, deſſen Würde ebenfalls erblih iſt. Der Krüe kann auh Verſammlungen in ſeinem Ortsviertel oder Weiler abhalten, aber nur für ſolche Angelegenheiten, die, ſeinen Rayon allein betreffen und in keine öffentliche Kompetenz eingreifen. Seine Hauptauf= gabe iſt, die Zahl der von den ſtreitenden Parteien je na< der Wichtigkeit des Streitfalles auszuwählenden Pleki (Schiedsrichter) unwiderrufli< zu beſtimmen, oder eventuell ſelbſt als ausgewählter Richter zu fungieren.

Die Gio bar ſind eigentli mehr die Exekutivyorgane der Juſtiz, jeder über ſein eigenes Geſchlecht. Als Gjobar (Gjobe = Strafe) fungiert gewöhnli< der ge=fürchtetſte und tapferſte Mann des Stammes. Die Gjobari haben aber auh auf die Verwaltung des Stammes ſo viel Einfluß, daß der Bajraktar und die Krüe kein Uebereinkommen ohne ihre Zuſtimmung treffen können.

Jeder Stamm iſt am Size der türkiſchen Regierung dur<h einen Bülükbaſchi (wörtlihe Bedeutung: Kommandant eines Haufens) vertreten, der in Skutari reſüdiert, Nur die Stämme Nikaj und Merturi machen