Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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eine Ausnahme von dieſer Regel. Der Bülükbaſhi muß immer ein Mohammedaner ſein. Seit dem Jahre 1856 exiſtiert in Skutari für alle Gebirg8bewohner mit Aus= nahme der Mirditen ein Gericht, DZibal Odasi (Kammer der Berge) genannt, das die Aufgabe hat, die Skreitigkeiten zwiſchen zwei größeren Parteien oder Stämmen zu ſ<hlihten. Dieſe „Kammer der Berge“ übt unter dem Vorſiße eines von der Regierung ernannten Serkerde und dem Beiſiße der Bülükbaſchis die Ge= riht8barkeit nah den „Geſeßen der Berge“ aus. Da dieſe Geſetze nicht kodifiziert \ind, ſo iſj eine lange Erfahrung und genaue Kenntnis des Landes von ſeiten dieſer Ge=riht8herren nötig, damit ſie das Richtige treffen. Jn manchen \{<weren Fällen verſammelt ſih- oft der ganze Stamm, und weithin wird Umfrage gehalten, ob nicht jemand über eine frühere Entſcheidung in ähnlichen Fällen Auskunft geben kann.

Für den Reiſenden im JInnern des Landes iſt der Bülükbaſchi ohne jede Bedeutung; für ihn ſind aber von größter Wichtigkeit der Bajraktar und der LT pari i

| SOE Auch iſt es für den Reiſenden gleichgiltig, | welche Stämme in Albanien er zu durhwandern gedenkt; e ihn iſt die Hauptſache, daß Fſih| die benachbarten \ | Bairaks miteinander vertragen. Jſt das der Fall und Y \ verſchuldet der Reiſende dur< ſein Verhalten niht ſelber [unangenehme Zwiſchenfälle, reſpektiert er die Sitten des [Volkes und ſeine Gebräuche (die Albaneſen ſind dem Fremden gegenüber in dieſer Beziehung ſehr nachſihhtig), ‘dann reiſt man in Albanien eben dank dieſer Geb rä u < e mit derſelben, wenn niht mit größerer Sicher= Heit für Leben und Eigentum, wie in irgend einem Lande des „iviliſierten Europa“. Die Geſetze des Lek Dukadſchin (bürgen in ganz beſonder3. hohem Maße für die Sicherheit des auf die Gaſtfreundſchaft de3Volkes jangewieſenen Fremden!