Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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ſchienen wohlbewaffnet und feſtlih geſhmü>t; ſcheu lugten die Frauen und Mädchen hinüber zu den Fremdlingen, zutraulih bewegten Jich die Kinder unter den Erwachſenen. Daß hier reihli< Gelegenheit zu Trachtenſtudien gegeben war, iſt wohl ſehr erkflärlih. Nach dieſer Richtung hin muß ih nun freili<h Baron N o p c z a beipflichten, welcher in ſeiner hochintereſſanten Studie über das fatholiſhe Nordalbanien meint, die Kleidung der Albaneſen würde im höchſten Grade maleriſ< zu nennen ſein, wenn Jie niht im allgemeinen unter dem Zeichen der Armut ſtünde. Man findet wohl auh bei den Männern manchen ret kleidſamen Anzug, aber ſehr _oft kommt es vor, daß die Dberfleider am bloßen Leibe getragen werden. In mancher Gegend der Malcija foll es ſogar „chic und männlih“ ſein, in möglichſt ſchmieriger und abgetragener Kleidung zu erſcheinen. Von Jbalja ſagt man, daß ein „Gigerl“ und „Lebemann“ ſei, wer ſi< beſſer und reinlicher kleidet, als es für gewöhnli<h üblih iſt. Beachtet man die Tatſache, daß die Albaneſen ebenſo wie die Türken gewiſſermaßen jahraus, jahrein in denſelben Kleidern Jte>en, daß ſie in ihren Kleidern ſich auf das ärmlide Lager von Farnkraut oder Fellen niederſtre>en ¿ur Nachtruhe, daß ein geregelter Wäſchewechſel (falls Wäſche überhaupt vorhanden) ein ganz unbekannter Begriff iſi, ſo kann man ſJih leiht ausmalen, wie dieſe Trachien nah kurzer Zeit ausſchauen und man wird Tich niht wundern, dieſelbe in der Regel „reich bevölfert“ zu

finden. Die Gerechtigkeit verlangt, zu konſtatieren, daß | beſſer Jituierte Albaneſen wohl mit ſehr adrett gearbeiteten Trachten prunken, daß ih au< manchen / Albaneſen in ſauberer Kleidung traf, aber das waren eigentlic Ausnahmen, welche den Fremden nicht vor all dem Unangenehmen ſchüßbten, das ein längerer Aufenthalt in albaneſiſcher Geſellſchaft ſtets _und_ unverweigerlich mit ſich brachte. UU