Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
6 Klippen des GlüfE.
die Morgens ſo lebhaft zwitſchernd und ſo fröhlich ſingend dur< die Zweige huſchten, hatten ſi<h in der heißen Mite tagsſtunde ein ſchattiges Nuhepläßchen geſucht; ſ<hmachtete doh jede Kreatux na<h Ruhe und Erfriſchung an jenem glühenden Julitage.
Auch der junge Mann wäre wohl der Ruhe, nicht des Körpers, ſondern des Geiſtes bedürftig geweſen, aber gefunden hatte ex ſie niht. Ex ſ<hlummerte niht, die dunkeln Augen ſchauten weit geöffnet mit unruhigen, wirren Bli>en empor in das endloſe lichte Blau des wolkenloſen Himmels, bis der flimmernde Glanz ihnen Schmerz ver= uxſachte.
„Wie langweilig, wie unerhört grauenhaft ſangweilig !“ muzmelte der Träumer, ſich aus feiner bequemen Stellung halb erhebend und das Haupt auf die Hand ſtüßend, wäh-= rend der Ellenbogen auf dem Raſen ruhte. „Dieſer tödt= lich langweilige, lichte, glänzende blaue Himmel iſt ein Bild meines eigenen langweiligen Lebens. Nur Licht und Glanz, das iſt nicht zu ertragen! Wenn der Himmel mit dunkeln Wetterwolken bede>t wäre, wenn Bliß auf Bliß niederzu>te, der Donner rollte und der Sturm raste, dann hätte man ſich doh wenigſtens im legten Augenbli& no< mit Vergnügen eine Kugel durch den Kopf geſchoſſen, und ein praſſelnder Donnerſchlag hätte dem Sterbenden das Grablied geſungen! Aber nein! Auch das ſoll nicht ſein ! S< foll ſterben, wie ih gelebt habe, umgeben von dem langweiligen, geiſttödtenden Sonnenglanz. Auch gut! Es iſ dex würdige Abſchluß eines nichtsſagenden, niht2= nußigen, ef’len Lebens. Komm hervor Du einziger, lieber,