Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Novelle von Fedor v, Zobeltiß, 171

Strenge doh ein Zug rührender Weichheit und Herzenê= güte lag. ; :

Dex Arzt von Capri und der in aller Frühe aus Neapel Herbeigerufene Doktor hatten auf eine Bitte des Leidenden das Zimmer verlaſſen; jeht txat der lebte der Anweſenden an das Bett heran und ließ ſi< auf dem Stuhl vox demſelben nieder.

„Sie haben mir Hoffnung auf baldige Geneſung ge= macht, dieſe italieniſchen Pflaſterkaſten,“ lächelte der Kranke ivehmüthig; „mein Gott, wenn ſie nux wüßten, wie wenig mir am Leben liegt! Lohnt ſi<h/s denn wirkli noh, dieſes verfehlte Daſein immer und immer wieder von Neuen zu beginnen, um immer und immer wieder die Laſt des Un= befriedigtſeins mit ſi< herumzuſc<hleppen! .…. Du ſiehſt, mein alter Junge, man fängt ordentlich an zu philoſophi= ren, wenn man an’3s Kranfenbette gefeſſelt iſt! Aber ih bin undanfbar! Statt Gott zu danken dafür, daß er mich gerettet, Hhadere i< mit ihm! Plaudern wir etwas Vernünftiges, Egon, die Einſamkeit macht mich ſonſt trübz ſinnig. Rücfe näher hexan — fo — und nun fag’ mix zuvörderſt, wie es Fräulein y. Doning geht?“

„Gottlob — fie iſ außer Gefahr,“ entgegnete Plettow in jenem ſ{honend leiſen Tone, den das Krankenzimmer nothwendig machte. „Die Fieberkriſis hatte bereits in dex erſten Nacht ihre Höhe erreicht, die Aerzte erklären, daß Caxla nux no<h ſtrengſter Schonung bedarf. Jhre Mutter und Erna wachen abwechſelnd bei ihr...“

Deckern faltete unwilltürlich die Hände. „Du nimmſt mix einen Stein von der Bruſt mit dieſer troſtreichen Mit=