Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Novelle von Fedor v, Zobeltit. 181

Plettow's. Dem weichherzigen jungen Manne wurde es ſchwer, die Thränen zurü>zuhalten.

„Leb wohl, Du beſter, treueſter Freund,“ ſagte er. „Wie früher, in leihtſinniger Lieutenantszeit ſo oft, haſt Du mich auh jeht wieder auf den rechten Pfad zurü>geführt, wie foll ih Dix danken für all’ Deine Liebe?“

Detern ſah dem Freunde ernſt in das offene Geſicht. „Du weißt es, wodur<,“ ſagte er einfa; dann nahm er die Hand Erna’s und küßte ſie.

Bevor Frau v. Doning das Boot beſtieg, wandte ſie ſi< noh einmal zurü> an Plettow.

„Können Sie mix vergeben, mix und Caxla, was wir wiſſend und unwiſſend an Jhnen verſchuldet?“ fragte ſie mit leiſer, von Sc<hluchzen halb exſti>kter Stimme.

Egon neigte nur ſ{weigend den Kopf; wie ſollte er nicht verzeihen, wo er das Glü> wiedergefunden in der Liebe zu ſeiner Frau ? —

Rauſchend dur<hfurhte der Dampfer die Wellen des Meeres. Drüben wehte no< das Taſchentu<h Carla’s und grüßte De>ern's breitkrämpiger Hut freundlich herüber. Egon und Erna winkten zurü>, ſo lange die Drei am Bord ſichtbar waren, dann ſchritten ſie Hand in Hand den Fußpfad wieder hinauf, der auf die Terraſſen von Capri führt. Oben, an der Wendung des Weges, da, wo aus hängendem goldgelben Ginſter eine hohe Pinie zum Himmel ſtrebt, blieben ſie ſtehen. Sie hielten fi feſt umſchlungen und ſchauten hinaus auf das weite Meer, auf dem nur noch gleich einem {warzen Vogel das Dampf= boot zu erkennen war.