Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

190 Franzisfka von Rimini.

Giovanni's uicht gefährlicher ſein bei der Täuſchung, Die in Scene geſezt wurde. Allerdings war der ſchöne Paolo ſängſt verheirathet; er hatte mit ſiebenzehn Jahren \{<hon die fünfzehnjährige Orabile Beatrice, Tochter des Grafen _ von Uberto, zur Gattin erhalten, um au hiebei einent politiſchen Zwee zu dienen, wie ihn die fleinen Dynaſtien Jtaliens bei dergleichen Familienverbindungen verfolgten, ohne nach der Herzensneigung ihrer Kindex zu fragen. Aber die Tochter Polenta's wußte nichts davon, ebenſo wenig wie von dem großen Unterſchied der Brüder Mala= teſta, ſowohl in Bezug auf äußere als innere Eigenſchaſten, ja nicht einmal von dem Umſtande, daß Überhaupt eine Stellvertretung ſtattfinden ſollte. :

Fn prächtigem Aufzug nach ritterlicher Art, hoh zu Roß in ſeinent Seidenwamms mit zierlichen, farbigen Puffen , eine ni>ende Feder auf dem breitrandigen Hut, ein Gefolge von Edlen, Pagen und Knappen hinter fich, fo zog Paolo in Ravenna ein, unter Begleitung der ihm entgegengerittenen Freunde und Diener des Meſſex (Herrn) Polenta bis in den Hof ſeiner Burg. Wie natürlich, daß die junge Braut, in ihrem koſtbaren Feſtgewand harrend, vom Fenſter ihres Zimmers aus einen neugierigen Vlid auf den Ankömmling hinunterwarf, dev für ſie thr ganzes Leben- lang eine ſo wichtige Bedeutung haben ſollte. Ihr Gatte! Sie wußte es ja niht anders. Fhr war vou ihrem Vatex nux geſagt worden, daß ſie den Sohn des Meſſer Malateſta heirathen werde, und ihre Umgebung riß ſie abſichtlich oder aus Unkenntniß der Wahrheit nicht aus dex Täuſchung, in der ſie ſich iiber die Perſon ihres ZU=